Dienstag, 3. Februar 2009
Leo DiCaprio und Kate Winslet in
Revolutionary Road (Zeiten des Aufruhrs)
Es ist die Suche nach einem Leben ohne Kompromisse: April (Kate Winslet) und Frank Wheeler (Leonardo DiCaprio) sind ein junges Paar mit großen Plänen und Ambitionen. Sie sehen sich als Individualisten, die die prüden Gesellschaftskonventionen der 50er Jahre in Frage stellen. Als April schwanger wird, beschließt das Ehepaar, sich in der ländlichen Umgebung von Connecticut niederzulassen. Doch schon bald erkennen die beiden, dass sie genau das Leben führen, das sie eigentlich zutiefst verachten. Frank arbeitet in einem zwar gut bezahlten, aber langweiligen Bürojob und April fristet ein Dasein als Hausfrau mit der Hoffnung auf eine Schauspielkarriere. Von einem Umzug nach Europa erhoffen sich die Wheelers, diesem Konstrukt aus Alltag und Selbsttäuschungen zu entkommen, sie bemerken nicht, dass die "Zeiten des Aufruhrs" unaufhaltsam sind ...



Für viele Kritiker wirkt "Revolutionary Road" wie eine Gegenthese zum großen Liebesdrama der "Titanic"; auf der einen Seite die unendliche Liebe, andererseits das triste Eheleben in den konservativen 50ern. Manch einer orakelt gar, dass "Zeiten des Aufruhrs" genau das Ehepaar zeigt, das aus den unglücklich Verliebten hätte werden können, hätte sie das Schicksal nicht getrennt. "American Beauty"-Regisseur Sam Mendes vereint die beiden Stars des seit 1998 immer noch weltweit erfolgreichsten Kinofilm in diesem Ehedrama, das ihn zugleich erneut in die Tristesse der Vorstadt führt.

Leo DiCaprio spielt dabei den Ehemann, der seine großen Lebenspläne längst gegen die kalkulierbare Sicherheit für seine Familie eingetauscht hat. Dafür reiht er sich jeden Tag in die Masse anderer Office Men ein, um ín genau dem Bürojob zu arbeiten, der schon seinen Vater nicht glücklich gemacht hatte. Kate Winslets Rolle fühlt sich derweil in der spießigen Vorortidylle einsam und gefangen, hat den Traum von einem besseren Leben aber noch nicht aufgegeben. Diese Gegensätzlichkeit zwischen den beiden bricht immer mehr aus, je länger die beiden vor sich hin leben. Mendes gönnt ihnen nur ein paar Momente Eheglück, bevor er die beiden schon vor den Credits aufeinanderprallen lässt.

Die offensichtlichen Probleme lassen sich einigermaßen kitten, als April Frank von einem Umzug nach Europa zu überzeugen scheint. Für einen Moment sprüht der Funke zwischen den beiden Eheleuten wieder, weil sie in ihrem Mann erneut die Person sieht, die mit ihr gegen die bürgerlichen Konventionen angehen kann. Und auch er blüht wieder auf im Angesicht des möglichen Ausbruchs aus dem Spießerleben. Das scheinbare Glück bricht aber ganz schnell zusammen, als sie wieder schwanger wird und Frank als verantwortungsvoller Familienvater das Risiko eines Neuanfanges scheut. Plötzlich brechen alle Dämme und die Konflikte zwischen den Eheleuten treten offen hervor.

Mendes gelingt es zwar nicht konsequent, das Tempo hochzuhalten. Vor allem der scheinbar harmonische Teil seiner Geschichte weist durchaus Längen auf. In dem Moment, wo er die beiden Eheleute aber aufeinander losläßt, explodiert die Leinwand förmlich. Und das verdankt der Film nicht nur den großartigen Dialogen, die die Frustration glaubhaft wiederspiegeln, sondern vor allem seinen hervorragenden Darstellern. Nicht umsonst bekam Kate Winslet für ihre brilliante Darstellung den Golden Globe. Auch DiCaprio liefert erneut eine Leistung, die ihm vor zehn Jahren kaum jemand zugetraut hätte. Ihr Schauspiel trägt den Film über den Abspann hinaus - und überspielt damit auch kleinere Schwächen in der Inszenierung.

So verwundert es zurecht, dass die beiden bei den 81st Annual Academy Awards Nominierungen für diesen Film völlig ignoriert wurden. Aber die Winslet wird ihn nach fünf vergeblichen Nominees sicher für "Der Vorleser" bekommen. Und Leonardo muss nach drei Nominierungen ("Gilbert Grape" - "Aviator" - "Blood Diamond") sowie mehrfachem Vergessensein ("Departed" - "Titanic") demnächst einfach dran sein.
Bewertung: 8/10 (Moviepilot Prognose 7,5)

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