Dienstag, 10. Februar 2009
Der seltsame Fall des Benjamin Button
David Finchers Oscar-Kandidat
Als Benjamin auf die Welt kommt, hat er zwar die Größe eines Säuglings, ansonsten erinnert sein verschrumpelter Körper aber eher an den eines Greises. Sein Vater, der Knopffabrikbesitzer Thomas Button (Jason Flemyng), ist von diesem Anblick derart entsetzt, dass er den Kleinen aussetzt und ihn in die Obhut eines Seniorenheims gibt. So sitzt der siebenjährige Benjamin, ohne weiter aufzufallen, zwischen den übrigen Bewohnern des Heimes und realisiert erst Jahre später, dass sich sein Körper mit jedem Lebensjahr zunehmend verjüngt. Was seine Sandkastenliebe Daisy (Cate Blanchett) angeht, besteht für Benjamin so zumindest die Hoffnung, eines Tages nicht nur geistig sondern auch optisch dem Alter seiner Angebeteten zu entsprechen.



Eigentlich ist David Fincher eher bekannt für grandios ausgefeilte Thriller ("Seven" - "Fight Club"). Diese Filmfassung der Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald hätte sein Oscar-Triumph sein sollen, wird sie aber vermutlich nicht. Was anmutet wie ein neuer "Forrest Gump", verkommt schnell zum langatmigen Running Gag in einer luftleeren Story, das zwar viel perfekte Special Effects auffährt, aber dafür kaum mehr Raum für Seele und echtes Gefühl hat. Vielleicht hätte aus allem eine Geschichte über die zeitübergreifende Liebe werden können, aber mit dem Potential weiß der Regisseur ebensowenig anzufangen wie mit dem Verjüngungs-Phänomen an sich. Stattdessen verfängt er sich in teilweise großartigen Montage-Szenen (Daisys Unfall) und cartoonartigen Gimmicks ("Ich wurde 7-mal vom Blitz getroffen!") im Wechsel mit vielsagenden Momenten, die allerdings in der eigenen Oberflächlichkeit erstarren.

Zusammengehalten werden diese sprunghaften Episoden durch eine arg zähen und konstruiert wirkenden Nebenplot am Krankenbett von Daisy. Natürlich hat der Film des ehemaligen Musikclip-Regisseurs optisch seinen Reiz, natürlich sind die Effekte grandios weil kaum merkbar und natürlich gibt es immer wieder einzelne Situationen, die den Zuschauer sowohl erheitern als auch ergreifen. Trotzdem läßt der Film ihn ratlos zurück ob der 2,5 Stunden aufgeblasenes Kino, das Großes darstellen will, sich aber trotz brillianter Momente irgendwie nicht zu einer runden Sache zusammenfügt. Einem Regie-Anfänger mag man Mut und Innovation zugute halten, aber für einen Film von David Fincher und zudem mit Oscar-Ambitionen ist der Film ziemlich enttäuschend - aus ähnlichen Gründen, wenn auch im Ergebnis nicht ganz so schwach wie das letztjährige Day-Lewis-Vehikel namens "There will be blood". So wird der Film vermutlich ebenso grandios bei den diesjährigen Annual Academy Awards scheitern. Und ein Oscar für Brad Pitt? Das wäre schon arg verwunderlich, ist sein Gesicht in den meisten Szenen vor lauter Alterungseffekten doch kaum zu erkennen.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 9)



Ein Kommentar auf www.fuenf-filmfreunde.de

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