Samstag, 11. April 2009
Filmpremiere auf Arte:
Marcel Reich Ranicki - Mein Leben
In Rückblenden erzählt "Marcel Reich Ranicki - Mein Leben" die frühe Lebensgeschichte des Literaturkritikers, von seiner Kindheit in seiner polnischen Geburtsstadt und in Berlin, seiner Deportation nach Polen, seiner Umsiedlung ins Warschauer Getto, wo er in größter Not auch die Liebe seines Lebens findet. Der Hochzeitstag mit Tosia fällt zusammen mit dem Beginn der Räumung des Gettos. Im Februar 1943 gelingt dem jungen Paar die Flucht aus dem Getto in den Warschauer Untergrund. In den 50er Jahren entschließen sich beide zu einem ungewöhnlichen Schritt: sie kehren in die Bundesrepublik Deutschland zurück.

Der WDR wagt sich an die Verfilmung der Autobiografie von Marcel Reich-Ranicki, wobei sich Autor Michael Gutmann ("23" - "Crazy") und Regisseur Dror Zahavi ("Die Luftbrücke") allerdings - von einer Rahmenhandlung in der direkten Nachkriegszeit abgesehen - auf seine Verfolgung im Nazi-Regime der 40er konzentrieren. Wer also Highlights des "Literarischen Quartetts" erwartet oder Auftritte wie bei der Verleihung des "Deutschen Fernsehpreis", der wird enttäuscht werden. Auch seine umstrittene Arbeit für die stalinistische Geheimpolizei bleibt nur angedeutet und wage, weil der Film sich allein auf die Leidensgeschichte im "Dritten Reich" konzentriert. Dem Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer muss man wieder einmal lassen, dass sein Talent adäquat ist zu seinem nicht geringen Ego. Was er hier als junger Reich-Ranicki abliefert, ist schon große Kunst. Wie er den Verfolgten darstellt, seine Leidenschaft und die permanente Angst um sein Leben, dabei aber immer seine speziellen Eigenarten wiederspiegelt, so dass man tatsächlich den Literaturkritiker in seinen jungen Jahren zu erkennen glaubt, das ist auf jeden Fall beeindruckend. Insgesamt konnte Arte in Erstausstrahlung (die ARD wiederholt den Film am Mittwoch) eine spannende Verfilmung präsentieren, das die Zeit des Faschismus und das Leben der Juden sehr authentisch einfängt, dessen Titel allerdings irreführend weil eigentlich falsch ist. Vielleicht gibt es ja irgendwann "Mein Leben - Teil 2". Stoff genug hat das Leben des Reich-Ranicki bestimmt zu bieten.
Bewertung: 7,5/10


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