Mittwoch, 3. Juni 2009
Neu auf DVD:
Waltz with Bashir
Eines Nachts in einer Bar erzählt ein alter Freund dem Regisseur Ari Folman von seinem Alptraum. Ein Alptraum, in welchem er von 26 dämonischen Hunden gejagt wird. Jede Nacht - immer die gleiche Anzahl an Hunden. Die beiden kommen zu dem Schluss, dass ein Zusammenhang zu ihrem Einsatz im ersten Libanon Krieg Anfang der 80er Jahre bestehen muss. Ari ist verblüfft, dass er jegliche Erinnerung an das damals Geschehene verloren hat. Er beschließt, alte Freunde und Kameraden aufzusuchen und mit ihrer Hilfe diese Lücke in seinem Gedächtnis wieder zu füllen. Je tiefer er sich mit den Erinnerungen der anderen auseinandersetzt, desto klarer werden seine Gedanken und die Vergangenheit erscheint in surrealen Bildern.

Dieser Film ist sicherlich anders als das, was man hinlänglich an Animationen auf dem europäischen Markt kennt. Allenfalls mit "Persepolis", der autobiografischen Erzählung von Marjane Satrapi, lässt sich der semidokumentarische Antikriegsfilm vergleichen, wobei deren Comicstil schwarzweiss, kantig und bewusst künstlich gehalten ist und von daher nur bedingt zu dem "lebendigen" Animation dieser Erzählung passt. Auch inhaltlich bietet "Waltz with Bashir" (als Anspielung auf den Milizenführer Bachir Gemayel, dessen Ermordung das thematisierte Massaker zur Folge hatte) eine schwere und auch schwer nachvollziehbare Kost - vor allem wenn man sich mit dem Libanonkrieg der 80er nicht weiter auseinandergesetzt hat. Neben den offensichtlichen Greueltaten, auf die die Geschichte hinausläuft, beschäftigt sich der Film aber auch über weite Strecken mit den psychischen Folgen für die Beteiligten und ihre Verdrängungsmechanismen. Das mag insgesamt ziemlich viel sein für einen "Unterhaltungsfilm", dessen blutige Animationen die Sinnlosigkeit des Mordens mehr als deutlich machen. Wenn selbst das nicht reicht, um die Schrecken zu reflektieren, wagt Ari Folman in den letzten Einstellungen sogar den Kunstgriff, in reale Bilder vom Massaker überzublenden. Worte wie "mutig" und "ambitioniert" können kaum greifbar machen, was der Regisseur Ungewöhnliches mit seiner autobiografischen Inszenierung geschaffen hat.
Bewertung: 8/10 (Moviepilot Prognose 8,6)


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