Donnerstag, 4. Juni 2009
Freischwimmer (2008)
In einer kleinen träumerischen Stadt befindet sich das Kafka-Gymnasium. Dort geht Rico Bartsch (Frederick Lau) zur Schule. Er ist recht erfolglos und zudem durch eine Schädigung seines Gehörs beeinträchtigt. Sowohl bei den Mädchen als auch im Schwimmunterricht ist ihm sein Rivale Robert (Philipp Danne) überlegen. Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass Robert mit der Angebeteten Ricos, Regine Weyler (Alice Dwyer), zusammen ist. Doch eines Tages hängt an Ricos Spind eine Tüte, in der ein Liebesknochen steckt. Als Robert sich diesen mit dem Recht des Stärkeren aneignet und verzehrt, stirbt er kurz darauf an dem vergifteten Gebäck. Dieses Ereignis bringt alles durcheinander, obwohl eine richtige Suche nach dem Mörder erst gar nicht eingeleitet wird. Rico geht nach dem Vorfall zunächst nicht mehr in die Schule. Seine Mutter (Dagmar Manzel), die nach dem mysteriösen Tod ihres Mannes mit dem Sportlehrer Richard Sammer (Devid Striesow) zusammenlebt, gewährt ihrem Sohn diese Sonderbehandlung. Damit er mit dem Schulstoff nicht ins Hintertreffen gerät, verschafft sich Rico Privatstunden bei seinem Lieblingslehrer – dem Deutschlehrer Martin Wegner (August Diel). Dieser wiederum wird zugleich von der Musiklehrerin Michaela Rammelow (Fritzi Haberlandt) umworben. Wegener zeigt sich dabei als recht verschrobener Kauz, der die Einsamkeit vorzieht, weil er gerade mit einer großen Arbeit über die „Stille“ beschäftigt ist. Der Unterricht von Rico, der ohne Hörgerät in der Stille lebt, übt jedoch einen Reiz auf ihn aus. Als die beiden Vertrauen zueinander gewinnen, nimmt der Privatunterricht ganz besondere Formen an …
Quelle: filmstarts.de




"Freischwimmer" mag anfangs noch wirken wie eine Kriminalgeschichte, die sich bei den amerikanischen Klischees des Teenie- und Horror-Genres bedient. Schnell entwickelt sich aus den Versatzstücken allerdings eine theatralische Groteske, die mit geradezu makaberem Humor schon kafka`sche Ausmasse annimmt. Besonders die Figuren entwickeln sich immer absonderlicher, ohne dabei jedoch an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Vor allem Frederick Lau ("Die Welle") tut sich mit seinem manchmal zu lethargischen, aber in diesem Fall passenden Darstellung hervor und gewinnt (letztendlich unangebracht) die Sympathien des Zuschauers. Das Spiel von August Diehl ("Was nützt die Liebe in Gedanken") ist derweil eine Klasse für sich, obwohl er die Rolle des verschrobenen Lehrers schon am Rande der Karikatur bringt. Aber auch die anderen Darstellungen passen perfekt in das mit bösen Anspielungen überzeichnete Bild einer verlogen-spießigen Kleinstadt. Regisseur Andreas Kleinert ("Polizeiruf 110") gelingt es mit einer auch optisch ansprechenden Inszenierung, ein absonderliches und schon märchenhaftes Bild zu zeichnen, dass den gewillten Zuschauer in einen Sog der Gewalt zieht, der ihn bis zum Ende beschäftigt und schließlich mit einem verwirrten Gefühl zurücklässt ob der seltsamen Vorstellung, die ihm gerade geboten wurde.
Bewertung: 7,5/10 (Moviepilot Prognose 7)


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