Montag, 22. Juni 2009
Closer - Hautnah (2004)
Der Schriftsteller Dan (Jude Law) verliebt sich auf den ersten Blick in die Stripperin Alice (Natalie Portman). Doch kurz darauf fängt er eine Affäre mit der geschiedenen Fotografin Anna (Julia Roberts) an, die wiederum den selbstbewussten Arzt Larry (Clive Owen) heiratet. Nun beginnt zwischen Dan und Larry ein verzweifelter Kampf um beide Frauen. Doch dabei geht es weniger darum, die große Liebe zu gewinnen, als um den Triumph des einen über den anderen - ohne Kompromisse und ohne Rücksicht auf verletzte Gefühle und gebrochene Herzen.

"Closer" ist eine weitere Theaterstück-Verfilmung in der Regie des Altmeisters Mike Nichols, der schon in seinem Filmdebüt 1966 das Bühnenstück "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" zur verbalen Schauspiel-Schlacht zwischen Elizabeth Taylor und Richard Burton machte. Über vierzig Jahre später sind es der Brite Jude Law ("Der talentierte Mr. Ripley"), Julia "Pretty Woman" Roberts, Natalie Portman ("V wie Vendetta") und Clive Owen aus "Shoot`em up", die der Regisseur im großen Beziehungsgefecht aufeinander losläßt. Zumindest die letzteren beiden sind für die schauspielerische Leistung in dem Film ausgezeichnet (und für den Oscar nominiert) worden. Dabei ist es vor allem der Wandel Jude Laws vom schüchternen Schreiberling über den großspurigen Schriftsteller zum emotional gebrochenen Mann, der den Film über weite Strecken trägt. Julia Roberts dagegen wirkt dank ihres "Everybody`s Darling"-Images oftmals wie ein Fremdkörper in dem Film, auch wenn sie noch die derbsten Sätze im Drehbuch hat ("Ja ich habe ihn gefickt! Ja ich bin gekommen! Zweimal ..."). Überhaupt sind es keine ausgefeilten Bild-Schnitte, besondere Kulissen oder ungewöhnliche Musiken, die den Film ausmachen, sondern die messerscharfen und teilweise atemberaubend ehrlichen (Theater-)Dialoge, die in ihrer Schonungslosigkeit gleichzeitig eine feinsinnige Ironie durchscheinen lassen und die Faszination der atmosphärisch dichten wenn auch etwas altbackene Inszenierung ausmachen. Der Kinofreak, der mehr erwartet als dumme Popcorn-Satzhülsen, sollte allein damit und den großartigen Schauspielleistungen zu begeistern sein.
Bewertung: 9/10 (Moviepilot Prognose 7,2)


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