Montag, 5. Oktober 2009
Neu auf DVD:
Der Junge im gestreiften Pyjama
Bruno (Asa Butterfield) ist der achtjährige Sohn eines Offiziers im Dritten Reich. Als der Vater (David Thewlis) als Aufseher eines Vernichtungslagers aufs Land versetzt wird, folgen ihm seine Frau (Vera Farmiga) und die Kinder Gretel (Amber Beattie) und Bruno. Bruno muss alle seine Freunde in Berlin zurücklassen und fühlt sich allein gelassen. Auf seinen verbotenen Streifzügen durch die Wälder, kommt er an den Zaun des Arbeitslagers. Dort lernt er den gleichaltrigen Shmuel (Jack Scanlon) kennen und sie werden Freunde. Die beiden Jungen treffen sich jeden Tag am Stacheldrahtzaun und reden oder spielen Brettspiele – jeder auf seiner Seite. Als Shmuel seinen Vater nicht mehr findet, will Bruno ihm suchen helfen und schmuggelt sich ins Lager, in dem alle Leute nur Pyjamas tragen …

So simpel die Idee scheint, das Grauen der Konzentrationslager aus der naiven Sicht des unbedarften Kindes darzustellen, so erschütternd ist die einfache aber wirkungsvolle Inszenierung von Mark Herman ("Brassed Off") nach dem Roman John Boyles. Wenn sich der kleine Bruno mehrfach über den furchtbaren Gestank aus den Schornsteinen der Verbrennungsanlagen wundert, dann geht es dem Aussenstehenden, der um das "Verbrennungsmaterial" weiss, durch Mark und Bein. Diese unterschwellig bedrohliche Situation zieht sich von Anfang an durch die Geschichte, die das unrühmliche Thema zwar aus kindlicher Sicht erzählt und dabei auch Holocaust- und Familiendrama miteinander verbindet, aber dennoch schonungslos und ohne überflüssige Sentimentalitäten bleibt. Dabei sagen die einfachen Bilder der Freundschaft zwischen den durch den Stacheldrahtzahn getrennten Kinder mehr als die manchmal etwas plakativen Dialoge zwischen den Erwachsenen. Dass sowohl der junge Asa Butterfield als Bruno aber auch Jack Scanlon absolut authentisch wirken, trägt eine Menge zu der beklemmenden Atmosphäre bei. Geradezu angsteinflössend pervers ist schliesslich die Idee der beiden Kinder, in Zeiten der "Endlösung" aus Freundschaft und in Unwissenheit ins KZ einzubrechen. Dass das nicht gut gehen kann - und letztendlich auch nicht gut geht - ist zwar eigentlich nicht überraschend, aber in seiner Konsequenz geradezu unglaublich. Da bedarf es am Ende auch keine Worte mehr, wenn Bilder alles audrückend was es noch zu sagen gibt. Mit einer ganz einfachen Geschichte ist Regisseur Mark Herman letztendlich ein aufwühlendes und in seiner Schlichtheit auch provokantes Meisterwerk gelungen, das Pflichtprogramm sein sollte.
Bewertung: 9/10 (Moviepilot Prognose 6,1)


Eine ausführliche Kritik von Andreas Kilb auf faz.net

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