Freitag, 13. November 2009
Helden wie wir (1999)
Schon die Geburt von Klaus Uhltzscht in einem Dorfgasthaus im Vogtland ist von Historie umdröhnt: Panzer rollen gen Prag, am Abend des 20. August 1968. Die Politik begleitet auch den weiteren Lebensweg des eher unscheinbaren Klaus: Seine Kindheit verbringt er in einer Plattenbauwohnung an der Ost-Berliner Normannenstraße. Das Haus steht direkt gegenüber der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit. Während der Schulzeit landet der brave Sohn einer Hygieneinspektorin und eines Mannes, dessen Beruf im Dunkeln liegt, als Jungpionier neben FDJ-Chef Egon Krenz auf dem Titelblatt einer großen Illustrierten. Die Berufswahl führt den 18jährigen (Daniel Borgwardt) in die Reihen der Stasi. Und seine Liebe gilt, seit Kindertagen, Yvonne (Luca Lenz), der Tochter eines Dissidenten. Und da ist ein Traum, der Klaus und Yvonne über all die Jahre begleitet, der Traum von einem riesigen Tulpenfeld bei Amsterdam.

Ein junger Mann erzählt die Geschichte der DDR und der Wende aus seiner ganz persönlichen Sicht - und erinnert dabei unwillkürlich an Robert Zemeckis "Forrest Gump". Sebastian Peterson zieht in seinen Kino-Debüt alle stilistischen Register, um Thomas Brussigs Romanhelden in die geschichtlichen Zusammenhänge zu integrieren. Er verbindet Spiel- mit Dokumentarfilm, eigene Aufnahmen mit Archivbilder aber auch Real- mit Trickfilm, und entwirft dabei eine unterhaltsame Collage aus Fantasie und Wirklichkeit. Allerdings vernachlässigt er vor lauter technischer Spielereien die eigentliche Story und eine Figuren-Zeichnung, die dem Zuschauer die Chance zur Identifikation bietet. So verfolgt man das Treiben auf dem Bildschirm einigermassen amüsiert, verliert sich aber mit der Zeit in den Nichtigkeiten des Plots, aus dem man mehr hätte machen müssen. Für echte Ostalgie-Unterhaltung taugt da schon eher "Sonnenallee" von Leander Haußmann.
Bewertung: 5,5/10 (Moviepilot Prognose 0,9)


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