Mittwoch, 2. Dezember 2009
Tropfen auf heisse Steine (2000)
Deutschland in den 1970er Jahren: In einer Großstadt wird der neunzehnjährige Franz (Malik Zidi) auf der Straße vom fünfzigjährigen Léopold (Bernard Giraudeau) angesprochen und in seine Wohnung eingeladen. Obwohl Franz eigentlich mit seiner Verlobten Anna verabredet ist, kann er der Neugier und Faszination dem älteren Mann gegenüber nicht widerstehen. Aus einer Einladung zu einem Drink wird eine homosexuelle eheähnliche Gemeinschaft. Während sich Léopold als Handlungsreisender um den Lebensunterhalt kümmert, übernimmt Franz die häuslichen Pflichten. Doch aus der anfänglichen Leidenschaft wird alltägliche Routine. Léopold zeigt sich mehr und mehr als schlecht gelaunter Tyrann. Während einer Dienstreise Léopolds taucht eines Tages Anna (Ludivine Sagnier) auf. Franz genießt ihre bedingungslose Abhängigkeit ihm gegenüber, kann sich aber nicht entschließen, Léopold zu verlassen. Nach dem dieser zurück kommt, verfällt Anna dem Charme des älteren Mannes. Mit dem Erscheinen von Véra (Anna Thomson), dem früheren Freund Léopolds, der sich ihm zuliebe einer Geschlechtsumwandlung zur Frau unterzogen hat, entsteht ein Netz der Abhängigkeiten, aus dem keiner so richtig einen Ausweg findet.

Wenn ausgerechnet Provokateur François Ozon ("8 Frauen") ein Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder verfilmt, dann kann man sicherlich kein gradliniges Popcorn-Kino erwarten. Der Regisseur inszeniert ein groteske Kammerspiel, das äusserst subtil die Niederungen einer (schwulen) Ehe auslotet und die skurilen Beziehungsgeflechte zwischen Abhängigkeit und Dominanz ad absurdum führt. Die Dialoge sind so sperrig wie tiefgründig, das Schauspiel insgesamt grossartig. Trotzdem wirkt das Ergebnis zu willkürlich, zu künstlich und zu fremdartig als dass der Film wirklich ein Publikum über Sparten-Intellektuelle hinaus finden kann. Auf bizarre Art ist er dennoch durchaus sehenswert.
Bewertung: 5/10 (Moviepilot Prognose 0,5)


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