Montag, 7. Dezember 2009
Neu auf DVD:
Der Baader Meinhof Komplex - TV-Langfassung
Deutschland in den 70ern: Die radikalisierten Kinder der Nazi-Generation, angeführt von Andreas Baader (Moritz Bleibtreu), der ehemaligen Starkolumnistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) kämpfen gegen das, was sie als das neue Gesicht des Faschismus begreifen: Die nordamerikanische Politik in Vietnam, dem nahen Osten und der dritten Welt, unterstützt von den führenden Köpfen der deutschen Politik, Justiz und Industrie. Baader, Meinhof und Ensslin gründen die Rote-Armee-Fraktion und erklären der Bundesrepublik Deutschland den Krieg. Die Brutalität ihrer Terrorkampagnen eskaliert. Es gibt Tote und Verletzte. Der Mann, der ihre Taten zwar nicht billigt, aber dennoch versucht zu verstehen, ist auch ihr Jäger: Der Leiter des BKAs Horst Herold (Bruno Ganz). Obwohl er große Fahndungserfolge verbucht, ist er sich bewusst, dass die Polizei allein die Spirale der Gewalt nicht aufhalten kann.

"... Nimmt man sich anfangs noch Zeit, um die Hauptfiguren und ihre Entwicklung zumindest anzudeuten, entwickelt sich das Skript immer mehr zur Abarbeitung der geschichlichen Ereignisse. Immer mehr Personen greifen in die Geschehnisse ein, von denen man nicht viel mehr erfährt als ihre Taten ("Fetzendramaturgie"). Spätestens mit dem Tod von Ulrike Meinhof verliert der Kinofilm seine einzige Identifikationsfigur und verkommt fast zur historischen Nummernrevue ..."
Den ausführlicher Kommentar zum "Oscar"-nominierten Terror-Film gibt es HIER

An der Problematik der Verfilmung hat sich auch mit der lange angekündigten TV-Fassung nur wenig geändert. Die Komplexität der einzelnen Ereignisse wird durch die willkürlichen Verlängerungen kaum ersichtlicher. Nur eine Handvoll Szenen werden tatsächlich inhaltlich erweitert. In den meisten Fällen sind es die Dialoge von BKA-Chef Herold und Buback, die durch die Ergänzungen vertieft werden - was auch zu einer deutlichen Korrigierung des Schwerpunktes führt, der in der Kinofassung noch fast ausschliesslich auf den Aktionen der RAF-Terroristen liegt. Zudem nehmen die Streckung einzelner Szenen etwas Tempo aus der Highspeed-Inszenierung. An der fetzendramatischen Unübersichtlichkeit ändert auch die (auf DVD um ca. 9 Minuten) erweiterte Version jedoch nur wenig. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei dem Doku-Spielfilm - zumindest inszenarisch - immer noch um eine der besten deutschen Produktionen der letzten Jahre!
Mehr zum Vergleich der Kinoversion mit der TV-Fassung auf schnittberichte.com
Bewertung: 7/10


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