Samstag, 19. Dezember 2009
Berlin - Ecke Schönhauser (1957)
Zu Hause herrscht bedrückende Enge: Kohle (Ernst-Georg Schwill) wird regelmäßig von seinem immer betrunkenen Stiefvater verprügelt. Angela (Ilse Pagé) muss die Wohnung verlassen, wenn die Mutter ihren Liebhaber empfängt. Karl-Heinz (Harry Engel) hat genug von seinen konservativen Eltern, die ständig davon reden in den Westen zu gehen, aber doch im Osten bleiben, weil sie zwei Häuser geerbt haben. Und Dieter (Ekkehard Schall) kann die politischen und pädagogischen Kommentare seines Bruders nicht mehr hören. Und so suchen sich die Jugendlichen ihre eigene Freiheit und Geborgenheit und treffen sich täglich unter dem S-Bahnbogen Schönhauser Allee. Sie tanzen Rock 'n' Roll und für eine Westmark wirft Kohle auch schon einmal eine Laterne ein. Im Zentrum der Geschichte stehen Dieter und Angela, zwischen denen sich eine zärtliche Liebe entwickelt. Angela erwartet ein Kind von Dieter. Doch sie kommt nicht dazu es ihm zu sagen, denn Dieter und Kohle werden in dunkle Geschäfte gezogen und nach einem vermeintlichen Totschlag müssen sie in den Westen der Stadt in ein Auffanglager flüchten. Eine Reise nicht ohne schmerzliche Erfahrungen.

Dieser Berlin-Film von 1957 vereinigt den Zeitgeist der rebellischen Halbstarken, der seit "Denn sie wissen nicht was sie tun" das Bild der damaligen Jugend prägt, mit einem zeithistorischen Bild der heutigen Hauptstadt im Zeichen des geteilten Deutschland. Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase ("Sommer vorm Balkon") gelingt im Alter von 26 die Zerrissenheit einer ganzen Generation einzufangen. Die rebellisch-kritische Darstellung der Ostzone will den politisch Verantwortlichen der SED-Zeit dabei überhaupt nicht gefallen, aber auch der Westen mit seinen Auffanglagern für DDR-Flüchtlinge wird nicht glorifiziert. Regisseur Gerhard Klein ("Berlin um die Ecke") inszeniert ein sensibles Portrait, das thematisch an Georg Tresslers Kultfilm "Die Halbstarken" anschliesst und gleichzeitig politische Brisanz birgt. Das Jugend-Drama überzeugt seinerzeit an der Kinokasse und gilt heute als einer der wichtigsten DEFA-Filme der 50er.
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Bewertung: 7/10


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