Montag, 22. Juni 2009
DVD Klassiker:
Butch Cassidy und Sundance Kid (1969)
Die beiden Outlaws Butch Cassidy (Paul Newman) und Sundance Kid (Robert Redford) bereiten mit ihrer Bande einen Überfall auf die Union-Pacific-Bahn vor. Ihr kühner Plan: gleich zweimal wollen sie den Zug ausrauben. Der erste Coup verläuft glatt, doch als sie das zweite mal zuschlagen, wartet bereits der Sheriff im Zug auf sie. Nur knapp können sie der Falle entkommen und fliehen. Eine furiose und abenteurliche Verfolgungsjagd quer durch die USA beginnt.

"Zwei Banditen" (der deutsche Kinotitel) gilt als einer der wichtigsten Filme des Jahres 1969. Vierzig Jahre später wirkt die postmoderne Western-Komödie von George Roy Hill ("Der Clou") jedoch reichlich angestaubt. Mag man Paul Newman den gewitzten Ganoven noch abnehmen, so bleibt Robert Redford als Buddy ziemlich blass in dessen Schatten. Zudem verwirrt es ungemein, die Stimme von Lex Barker in einem Western zu hören (der großartige Gert Günther Hoffmann), ohne dass Winnetou direkt um die Ecke kommt. Weitere Schwächen zeigen sich in der Story, die sich ziemlich sprunghaft zwischen dem Überfall und dem Ende der Flucht bewegt, wobei die einzelnen Episoden tricktechnisch interessant, inhaltlich aber nur notdürftig von Foto-Montagen zusammengehalten werden. Zudem reduziert sich der Humor der angeblichen Komödie auf ein paar kecke Sprücke der beiden, was dem Zuschauer heutzutage nur noch ein gequältes Lächeln entlocken kann. Furios ist jedoch das spannende Finale geraten, bei dem die beiden Protagonisten von den Mexikanern eingekesselt werden und zur Flucht ansetzen. Besonders das letzte Motiv des Film wird dem Zuschauer lange im Gedächtnis bleiben und auch heute noch darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung an sich ziemlich seicht vor sich hin plätschert.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 8)


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DVD Klassiker:
Peter Sellers 'Der Partyschreck' (1968)
Der tollpatschige, indische Komparse Hrundi V. Bakshi (Peter Sellers) sprengt aus Versehen eine monumentale Filmkulisse in die Luft. Schnaubend vor Wut ordnet der Regisseur an, den Katastrophen-Schauspieler auf die "Schwarze Liste" zu setzten. Durch einen Schreibfehler landet Bakshi jedoch auf der "A-Liste" und wird prompt zur pompösen Party der Studiobosse eingeladen. Was für eine Chance, die Hollywood-Bonzen von seinem Talent zu überzeugen! Das tut Bakshi mit buchstäblich durchschlagendem Erfolg: Je später der Abend, desto mehr gleicht die Nobel-Villa des Gastgebers einem verwüsteten Schlachtfeld.

Die Idee zu der Klamotte über eine Dinnerparty kommt Blake Edwards bereits nach dem Erfolg von "Frühstück bei Tiffany", bei dem es eine ähnliche Szene gibt. 1968 dreht er mit Peter Sellers, dem Star seiner "Pink Panther"-Reihe, einen ganze Film über solch eine Party, der letztendlich nur aus der Aneinanderreihung von Slapstick, Klamauk und dem urkomischen Talent des Hauptdarstellers besteht. Zwar gibt es auch ein Rahmenhandlung, die allerdings nur dazu dient, die tolpatschigen (und größtenteils improvisierten) Einlagen des Komikers zusammenzuhalten. Seine besten Lacher hat der Film dabei noch, wenn es um die kleinen Missgeschicke und Pannen geht, denen Sellers sich erwehren muss, vor allem wenn er dabei mit seinem unpassenden Verhalten die feine Gesellschaft brüskiert und auch karrikiert. Mit zunehmenden Schaden - und der nimmt wahrhaftig einiges an Ausmasse an - lässt die Freude darüber beim Zuschauer allerdings auch nach. Die erste Stunde des satirischen Party-Klassikers zumindest ist der beste Beweis, dass es nicht auf die Grösse der Katastrophe ankommen muss - was sich einige Krawall-Comedians von heute einmal zu Herzen nehmen sollten.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 6,9)


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Samstag, 20. Juni 2009
Neu auf DVD:
The Believer - Inside a skinhead (2001)
Danny Balint (Ryan Gosling) ist auf den ersten Blick ein einfacher Schläger, ein Skinhead. Er verprügelt wahllos Juden, predigt Hass und trägt ein T-Shirt mit Hakenkreuz-Aufdruck. Seine Intelligenz und Wortgewandtheit lassen sein Ansehen in den Reihen des Ku-Klux-Klans wachsen, dessen Mitglieder sich in familiärer Atmosphäre treffen, um in Ruhe über die faschistischen Anforderungen an eine Regierung in der heutigen Zeit zu diskutieren. Doch so überzeugend Danny seine gut durchdachten, antisemitischen Gedanken auch verbreitet, so hart er auch zuschlägt, so sehr er auch dagegen ankämpft, er kann sein Erbe nicht ablegen: Danny ist Jude. Sein Vater ist Jude. Er kennt die Tora auswendig. Mit ihr ist er groß geworden.

Mit acht Jahren Verspätung erscheint "The Believer" auch in Deutschland auf DVD, was verwundern mag, denn Regisseur Henry Bean ("Basic Instinct 2") und vor allem sein großartiger Hauptdarsteller liefern ein provokantes Stück Kino am Rande eines Meisterwerks, das von einem Juden erzählt, dessen Weg in den Faschismus führt. Ryan Gosling zeigt bereits in seiner ersten Kino-Hauptrolle seine schauspielerische Bandbreite zwischen Zerrissenheit und Fanatismus, mit der die tatsächliche Glaubwürdigkeit der gesamten Geschichte steht oder fällt. Er liefert eine grandiose Interpretation, die den Zuschauer zu seinem Verbündeten macht, egal ob er seiner angestauten Aggression freien Lauf lässt oder innerlich die ihm verhasste Religion und ihre Traditionen schützt. Neben dem Darsteller ist es allerdings auch die beklemmende Inszenierung, die den Zuschauer in seinen Bann zieht. Gefesselt verfolgt man das Geschehen, in der Ahnung im nächsten Moment könne die Gewalt tatsächlich eskalieren. Dass genau das gar nicht passiert, ist ein kleiner Wermutstropfen der Geschichte, ebenso wie das etwas unspektakuläre Ende, das die angestaute Spannung ein wenig verpuffen lässt. Da fehlt genau das Quentchen, um "The believer" wirklich zum Meisterwerk zu machen. Fragwürdig ist allerdings die Entscheidung, den Film erst jetzt zu veröffentlichen, und das mit einer FSK-18-Freigabe, obwohl sich die wirklich gezeigte Gewalt tatsächlich in Grenzen hält. Offenbar hat die deutsche Zensur immer noch ein Problem mit der eigenen faschoiden Vergangenheit.
Bewertung: 9/10


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L'Enfant - Das Kind (2005)
Der 20-jährige Bruno (Jérémie Renier) verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Drogendeals und Gelegenheitsdiebstählen. Da konfrontiert ihn seine Freundin Sonia (Déborah François) eines Tages mit ihrem neugeborenen Sohn. Doch anstatt ab sofort den treusorgenden Vater zu geben, sieht Bruno in dem Baby das schnelle Geld und verschachert es hinter Sonias Rücken an eine Kinderhändlerbande. Ganz ohne Gewissensbisse erzählt er seiner Freundin auch noch von dem "guten Geschäft". Erst jetzt merkt Bruno, was er angerichtet hat.

Die Geschichte um einen ungewollten Jung-Vater, der den Nachwuchs lieber zu Geld macht als sich seiner Verantwortung bewusst zu werden, bietet bestimmt genug Stoff, um ein packendes Drama zu inszenieren. Warum gelingt es den Machern dann nur nicht, mehr daraus zu machen als einen zähen Film, der sich hauptsächlich im faden Realismus suhlt wo er einen wirklich spannenden Plot erzählen könnte. Stattdessen gibt es zuviel Momentaufnahmen, die zwar die Situation der Jugendlichen beschreiben, die Handlung aber unnötig ausbremsen anstatt sie voranzubringen. Erst im letzten Drittel nimmt der Film an Fahrt auf und entwickelt so etwas wie Spannung, die allerdings mit dem gutgemeinten aber unbefriedigende Ende auch schon wieder ins Leere läuft. Gerade von einem französichen Film mit Oscar-Ambitionen hätte ich doch mehr erwartet als diesen biederen und gerade einmal Arte-tauglichen Erzählstil.
Bewertung: 4/10 (Moviepilot Prognose 7,7)


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