Donnerstag, 10. September 2009
Michael 'Bully' Herbig präsentiert
Wickie und die starken Männer
Wikinger sind von Natur aus starke, unerschrockene und laute Gesellen. Rotschopf Wickie (Jonas Hämmerle) ist die Ausnahme. Der Sohn von Wikingerchef Halvar (Waldemar Kobus) ist alles andere als ein Kraftpaket. Dafür besitzt er eine Gabe, die kaum einer seiner Mitstreiter hat: Er ist schlau. Als eines Tages der Schreckliche Sven (Günther Kaufmann) und seine ungehobelten Vasallen Wickies Heimatdorf Flake überfallen und die Kinder entführen, bringt sich der clevere Knirps in Sicherheit. Um den Wikinger-Nachwuchs wieder nach Hause zu holen, muss die rettende Idee her. Die kann nur der aufgeweckte Wickie liefern! Kurzerhand hissen Halvar und der Rest der Bande die Segel und starten eine spektakuläre Rettungsaktion.



Inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, dass Bully Herbigs Realversion von "Wickie und die starken Männer" keine Parodie im Stil von "Schuh des Manitu" ist, sondern eine kindgerechte Hommage an die Anime-Serie der 70er. Und als solche funktioniert sie hervorragend, weil man in jeder Szene die Liebe zum Detail und vor allem zur Vorlage verspürt. Die (auf Pro7 zusammengecasteten) Darsteller spielen sie nicht nur, sie sind die starken Männer als hätten wir sie uns nie anders vorgestellt. Auch der kleine Wickie wird von dem 12-jährigen Jonas Hämmerle einfach smart und pfiffig dargestellt, dass es einfach Spass macht, dem quirligen Jungspund und seinen Ideen zu folgen. In der Adaption der Serienfiguren für die Kinoleinwand ist Herbig wirklich Großartiges gelungen, was in der congenialen Besetzung von Günther Kaufmann und Christoph Maria Herbst als Schrecklicher Sven und sein Adjutant Pokka gipfelt. Wenn man sie alle in den imposanten Settings und mit dem altbekannten Soundtrack erlebt, dann fühlt man sich mit Gänsehaut in die 70er (bzw seine Jugend) zurückversetzt.



Bei aller Begeisterung muss man allerdings auch sagen, dass der Film im Mittelteil einige Hänger hat, nämlich immer dann, wenn Figuren Raum bekommen, die nicht aus der Vorlage stammen. Angefangen bei dem völlig überflüssigen Kurzauftritt von Herbert Feuerstein und Billie Zöckler, betrifft das auch die wenig überzeugenden Rollen von Ankie Beilke als Lee Fu und Jürgen Vogel als stotternder Pirat und endet erst bei der witzig gemeinten aber viel zu aufdringlichen Reporter-Rolle von Bully selbst. Mit der Story geht er allerdings auf Nummer Sicher und bedient sich reichhaltig aber geschickt bei den Originalmotiven. Das umfasst den gesamten Plot um den Steine-Wettkampf ebenso wie die Handlung um Wickies Angst vor Wölfen (siehe vorheriges). Selbst das fliegende Schiff hat es (wenn auch in einem anderen Zusammenhang) in der Serie gegeben. Herbig gelingt, das alles geschickt miteinander zu verbinden und damit nicht nur die Kids, sondern auch die junggebliebenen Eltern zu begeistern. Seine Inszenierung erweist sich als tadellos, das Timing bei den zumeist kindgerechten Gags stimmt ebenso wie der Rhythmus der Geschichte. Ich würde mich gar aus dem Fenster hängen und behaupten, rein technisch ist das die beste Arbeit bisher von Bully. Das soll jetzt aber keine Rechtfertigung sein für eine Verfilmung von "Sindbad" mit Til Schweiger in der Hauptrolle!
Bewertung: 8,5/10 (Moviepilot Prognose 6,7)

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Wickie und die starken Männer - Der Spielfilm (1978)
Vor ungefähr 1000 Jahren lebte, da wo wir heute auf der Landkarte Schweden und Norwegen finden, das Volk der Wikinger. Es waren tapfere Männer. Seefahrer, die wegen ihrer Tapferkeit bewundert aber noch mehr gefürchtet wurden. Die Menschen, die auf den Inseln und an den Küsten lebten, waren jedes Mal heilfroh, wenn ihre Schiffe vorbeifuhren und die tapferen Krieger sich nicht holten was nicht niet- und nagelfest war. Einer der schlimmsten und gefährlichsten ist Halvar aus Flaake. Er ist stark und mutig. Sein Sohn Wickie dagegen ist ganz anders. Wickie ist klein und schmächtig und hat Angst vor vielem. Aber er ist klug und gewitzt und kann viele Probleme mit seinem Verstand lösen. Auf diese Weise hilft er den starken Wikingern so manches Mal aus einer Verlegenheit.

Der sogenannte Spielfilm ist ein Zusammenschnitt mehrerer TV-Folgen, wie das in den 70ern bei den Animationsserien des ZDF ("Biene Maja" - "Heidi") üblich war. Die Zusammenstellung enthält einige den bekanntesten Stories der Frühzeit. So ist das Stein-Wettrennen mit seinem Vater ebenso dabei wie Snorres Zahnprobleme und natürlich der Schreckliche Sven mit seinen Attacken. Der Zusammenschnitt ist allerdings eher lieblos, und man merkt dem Film jederzeit seinen Seriencharakter an. Aber die kultige Synchronisation von Eberhard Storeck, gleichzeitig Sprecher des Snorre, und ganz viel Nostalgie täuschen über das Manko hinweg.
Bewertung: 7/10


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Jan Delay - Oh Jonny (YouTube)

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Mittwoch, 9. September 2009
Inglorious Bastards -
Ein Haufen verwegener Hunde (1977)
Frankreich zur Zeit des Zweiten Weltkrieges: Fünf US-Deserteuren gelingt nach einem Artilleriegefecht die Flucht vor der US-Militärpolizei. Auf ihrem Weg in die kriegsneutrale Schweiz geraten die Fahnenflüchtigen in die Fänge französischer Partisanen. Auf deren Befehl soll das Quintett nun den Sprengkopf der deutschen V-2-Rakete entwenden - eine Mission, die einem Todeskommando gleichkommt.



Das ist der Film, der Quentin Tarantino zu seinem bisher erfolgreichsten Kinofilm animiert hat und einmal mehr seinen ausgefallenen Geschmack bestätigt. Bei dem italienischen Original handelt es sich um eine krude Action-Klamotte, die blutige Kriegsgewalt mit plumpen Kalauern und viel unfreiwilliger Komik vereint. Allein die unsäglichen Todes-Hechtsprünge der zahlreich niedergemetzelten Soldaten wären zu komisch, wenn man nicht gerade leidend mit dem Kopf auf der nächstbesten Tischplatte hämmern würde. Die Synchro agiert auf dem Niveau des damaligen Spencer-Hill-Klamauks, was angesichts der Greueltaten einfach nur peinlich wirkt - wobei der (durchaus abweichende) Original-Dialog allerdings auch nicht viel mehr hergibt. Richtig anstrengend ist zudem in der restaurierten Version die wilde Mischung aus 70er Jahre Synchro, italienischem Original mit Untertiteln und gebrochenem original-deutschen Text. Zwar ist es lobenswert, wenn man fehlende Szenen wieder in der ursprünglich gekürzte Fassung ergänzt, aber wenn des sich um ganze Handlungsstänge handelt (das Liebes-Tätatä), wäre es tatsächlich sinnvoller über eine Neu-Synchro nachzudenken. Allerdings wäre das vielleicht zuviel Aufmerksamkeit für dieses alberne Machwerk, das mit sehr verquerem Humor allenfalls als veralteter Nazi-Trash zu ertragen ist.
Mehr zu der um 20 Minuten gekürzten deutschen Original-Veröffentlichung auf http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=3909
Bewertung: 2/10 (Moviepilot Prognose 6,6)


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Half Baked - Eine Tüte voller Gras (1998)
Thurgood (Dave Chappelle) und seine Freunde Brian (Jim Breuer) und Scarface (Guillermo Díaz) sehen sich gezwungen, mit medizinischem Marihuana zu handeln, um ihren Freund Kenny (Harland Williams) aus dem Gefängnis frei zu kaufen, nachdem der unabsichtlich ein an Diabetes leidendes Polizeipferd mit Popcorn getötet hatte. Das Marihuana wird aus dem Labor, in dem Thurgood als Putzkraft arbeitet, entwendet. Sie gründen eine Firma, Mr. Nice Guy, verkaufen die Droge und werden bei den Abnehmern schnell sehr populär. Thurgoods Leben gerät in einige Turbulenzen als seine gegen Drogen engagierte Freundin Mary Joana (Rachel True) herausfindet, dass er für Mr. Nice Guy arbeitet. Bald ist auch das Leben der anderen in Gefahr, als der lokale Drogendealer Samson Simpson (Clarence Williams III) bemerkt, dass Mr. Nice Guy sein Geschäft ruiniert.

"Half Baked" ist erwartungsmäss selten dämlich. Und das bezieht sich nicht nur auf die hanebüchene Handlung, sondern auch auf die verstrahlten Dialoge und die gesamte Ausstattung. Trotzdem kann man dem verkifften Film einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Er ist straff inszeniert, flott geschnitten und mit fünfundsiebzig Minuten kurz und knackig gehalten. Da kann man über die Vielzahl an hirntoten Kalauer durchaus grossmütig hinwegschauen. Im richtigen Aggregatzustand mag das alles sogar richtig Spaß machen. Also was solls ...
Bewertung: 5/10 (Moviepilot Prognose 5,2)


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