Dienstag, 3. November 2009
Corinna Harfouch in 'Rose'
Früher hat Rose (Corinna Harfouch) Häuser besetzt, heute schreibt sie Ärzteromane. Nebenbei ist sie allein erziehende Mutter von drei Söhnen zwischen 17 und 23 (Jacob Matschenz, Volker Bruch, Torben Liebrecht), die sie ganz schön auf Trapp halten. Trotz kleiner Meinungsverschiedenheiten kommen die vier blendend miteinander aus. Als jedoch nach zehn Jahren überraschend der Vater Jürgen (Jürgen Tonkel) auftaucht, stürzt er sowohl Rose und als auch ihre Söhne in ein emotionales Chaos …

"Rose" ist ein eher stiller aber authentischer Film, der mehr die gesamte Situation der Familie beschreibt anstatt eine vorantreibende Handlung zu erzählen. Der eigentliche Auslöser der Geschichte - die Rückkehr des Vaters - zögert sich bis zur Mitte des Films hinaus, der bis dahin auf tragikomische Weise die Mutter aus den 68ern und ihre unterschiedlichen Söhne porträtiert. In der Hauptrolle der Rose überzeugt mit tiefgründigem Spiel einmal mehr die ausgezeichnete Corinna Harfouch ("Der Untergang" - "Berlin Calling"), die dabei von einem insgesamt grossartigen Ensemble unterstützt wird. Regisseur Alain Gsponer ("Das wahre Leben") gelingt das Kunststück, aus dem eigentlich ziemlich spröden TV-Plot eine ebenso unterhaltsame wie intelligente Charakterstudie zu inszenieren, die auch ohne aufgesetzte Moral-Polemik auskommt. Für einen Fernsehfilm bietet er gar überdurchschnittliche Unterhaltungskost fernab vom üblichen Klischee-Allerlei.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 9,5)


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Für Musik aber gegen Motorradfahren und Enkelkinder
Das Stern-Magazin über den 'Stern des Südens'
"Bisher waren wir prinzipiell für Musik, aber gegen Motorradfahren und Enkelkinder. Musik: schön. Motorradfahren: gefährlich. Ruck, zuck Unfall, der Mensch als Knautschzone, Prellungen, Querschnittslähmung, Kopf ab - das ganze Gedeck. Musik also ja, Motorradfahren nein. Ebenfalls abzulehnen: Enkelkinder. Jüngere Exemplare quäken und sabbern und kauen Elektrokabel an: gefährlich, ruck, zuck Unfall, siehe Motorradfahren. Ältere Exemplare tun zwar meist ungeniert freundlich, wollen aber letztlich immer nur Geschenke, Taschengeldzuschüsse, Fußballbildchen erpressen. Enkelkinder also ebenfalls nein. So dachten wir bis vor Kurzem. Dann lasen wir mit Interesse in einem Zeitungsartikel, dass sich ein gewisser Manfred Durban freue, in Zukunft mehr Motorrad fahren zu können. Und dass sich ein gewisser Bernd Hengst künftig mehr um seine Enkelkinder kümmern wolle. Die Überschrift des Artikels lautete: "Die Flippers trennen sich". Halleluja! Motorräder und Enkelkinder sind so etwas Herrliches! Leider äußerte ein gewisser Olaf Malolepski im selben Artikel, er persönlich denke gar nicht ans Aufhören und wolle auch weiterhin Musik machen. Irgendwie finden wir plötzlich: Musik wird generell überschätzt."
Das Stern-Magazin über den Top10-Charteinstieg der deutschen Schunkeltruppe "Die Flippers" mit dem neuen Album "Aloha He - Stern der Südsee"!

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Montag, 2. November 2009
Der Schützengraben (1999)
Im Juli des Jahres 1916 liegen sich in der Nähe des französischen Städtchens Verdun deutsche und britische Truppen in Schützengräben gegenüber. Dort herrschen nach wochenlangem Regen schlimme Bedingungen, Krankheiten und Paranoia greifen um sich in den rattenverseuchten Gräben. Noch aber ahnt kaum einer, das in zwei Tagen die britische Führung 60.000 eigene Männer in den sicheren Tod schicken wird, weil man fälschlicherweise glaubt, die gegnerischen Reihen mit Artilleriebeschuss hinreichend dezimiert zu haben.

Wer grosses Kriegsdramatik mit epischen Schlachten erwartet, wird Probleme mit dieser britischen Produktion haben, die vor allem mit dem Namen des Bond-Darstellers Daniel Craig vertrieben wird. Das Setting ist fast ausschliesslich auf den titelgebenden Schützengraben beschränkt und zeigt kammerspielartig die stumpfsinnige Monotonie im Angesicht des Todes an der Kriegsfront. Dabei hält er sich selbst der Situation entsprechend mit Spannung zurück, wenn er von den Problemen der jungen Soldaten und ihrer patriotischen Zweckgemeinschaft erzählt. Erst zum Ende hin verlässt der Trupp sein Versteck, um in den Tod zu ziehen. Gegen die Art der Inszenierung auf Fernsehniveau mag sicher nichts einzuwenden sein. Die Kulisse und die Ausstattung passt durchaus, und die Darstellerleistungen (neben Daniel Craig auch Danny Dyer und Paul Nicholls aus "EastEnders") sind zumindest souverän. Trotzdem hätte man auch mit geringem Budget emotionaler und authentischer an die Verfilmung herangehen können, die sich insgesamt als solide erweist, aber sicher Potential für mehr gehabt hätte.
Bewertung: 5/10 (Moviepilot Prognose 3,4)


Eine ausführliche Kritik von Volker Behrens auf welt.de

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Neu auf DVD:
Shattered Glass (2003)
Im ausklingenden 20. Jahrhundert verstärkt der ehrgeizige Jungjournalist Stephen Glass (Hayden Christensen) die Reihen des altehrwürdigen Politmagazins The New Republic. Mit spektakulären Reportagen, die außer ihm niemand bringt und Publikum wie Mitarbeiter begeistern, steigt Glass zum Shooting Star der Szene auf. Mal entlarvt er junge Republikaner als wilde Party Animals, dann beschreibt er bildhaft den Aufstieg jugendlicher Hacker zum Schrecken der Konzerne. Als aber anderswo Kollegen beginnen, Glass-Geschichten zu recherchieren, fehlt von Fakten jede Spur.

Auf einen wirklichen Medienskandal der End-Neunziger beruht dieser Polit-Thriller, der zwar für unzählige Preise nominiert war, aber erst jetzt als DVD-Premiere den Weg auf den deutschen Markt findet. Was allerdings auf den ersten Blick durchaus spannend und tiefsinnig wirkt, erweist sich beim näheren Betrachtung als recht umständlich konstruiertes Drama, dessen scheinbare Doppelbödigkeit zumeist nur inszenarische Fassade scheint. So wird der Verlauf der Geschichte aus der Sicht des Journalisten Stephen Glass erzählt, der offensichtlich vor einer Schulklasse referiert. Aber nicht seine Erzählung erweist sich als verfälscht, sondern das Setting, was für einen gewissen Aha-Effekt sorgt, aber für den Verlauf keine weitere Bedeutung hat und daher doch ziemlich ungenutzt verpufft. Interessant ist jedoch, dass die betrügerische Hauptperson als Sympathieträger aufgebaut wird, während die eigentlich positive Rolle des Charles Lane äusserst unsympatisch bleibt. Nicht zuletzt dank der Schauspielleistungen von Hayden Christensen ("Jumper") und Peter Sarsgaard ("Flightplan") als sein Gegenspieler wird der Zuschauer bewusst manipuliert. Allerdings gelingt es Drehbuchautor Billy Ray (u.a. "State of Play") in seinem Regiedebüt insgesamt nur bedingt, etwas tatsächlich Tiefergehendes aus den Vorlagen zu machen. Für einen faszinierenden und durchaus auch spannenden Blick in die Welt des Journalismus reicht es allerdings trotz der vermeindlichen Schwächen in der Inszenierung.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 3,2)


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