Donnerstag, 10. Dezember 2009
Michele Soavis 'Eiskalt' (2006)
Der ehemalige Terrorist Giorgio Pellegrini (Alessio Boni) kommt als Kronzeuge auf freien Fuß und bemüht sich um die juristische Rehabilitation, durch die nach dem Gesetz seine Straftaten vollständig verbüßt sein werden. Doch ehe er sich's versieht, holt ihn seine Vergangenheit in der Gestalt des Nachtclubbesitzers Vesuviano (Riccardo Zinna) und des korrupten Polizisten Anedda (Michele Placido) wieder ein. Durch den Kontakt mit ihnen werden Straftaten von Erpressung bis Mord wieder sein täglich Brot; um ein Vergehen zu vertuschen, muss er wieder neue begehen und schließlich wird auch seine Ehefrau Roberta (Alina Nadelea) zur Gefahr für ihn.

Der italienische Regisseur Michele Soavi ("Della morte dell'amore") liefert einen Kriminalfilm über einen Schwerverbrecher, der versucht ein neues Leben zu beginnen und doch wieder in den Strudel der Gewalt gerät. Aus den Episoden des italienischen Erfolgsromans "Arriverderci amore, ciao" von Massimo Carlotto macht er einen gnadenlosen Gangsterfilm, der viel zu erzählen hat, dabei allerdings die einzelnen Abschnitte nicht zu einem Ganzen zusammenbringt. So wandert der Plot erst durch einen langatmigen Drogen- und Korruptions-Morast, bevor er mit einem brutalen Heist-Plot an Fahrt aufnimmt, um dann in ein subtil-tödliches Ehedrama zu münden. Bei den andauernden Richtungswechseln ist es allerdings kaum möglich, einen Zugang zu der gefühlskalten Hauptperson zu bekommen, die sich schon in den ersten Minuten dermassen viel Vorgeschichte aufbürdet, ohne dass es für die eigentliche Handlung eine wirkliche Bedeutung hat. Auch das kaltblütige Verhalten kommt der Identifikation nicht entgegen und hinterlässt einen willkürlichen und oberflächlichen Eindruck, der durch die schwankende Qualität der einzelnen Phasen noch untermauert wird. Optisch gibt die Inszenierung mit dramatischen Schnitten und ungewöhnlichen Kamerafahrten zwar einiges her, das rettet sie aber nicht von einer krampfhaften Ziellosigkeit.
Bewertung: 4/10


Eine ausführliche Kritik von David Kugler auf www.mannbeisstfilm.de

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Neu auf DVD:
Kyle Newmans 'Fanboys'
Wir befinden uns im Jahr 1998, der Star Wars-Hype ist wenige Wochen vor dem Kinostart von EPISODE I auf dem Höhepunkt. Gerade jetzt müssen die eingefleischten Fans Hutch (Dan Fogler), Windows (Jay Baruchel) und Eric (Sam Huntington) erfahren, dass ihr alter Schuldfreund Linus (Christopher Marquette) an Krebs erkrankt ist und die Premiere des heiß ersehnten Werks vermutlich nicht mehr erleben wird. Um ihm eine letzte Freude zu bereiten, schmieden die Jungs einen waghalsigen Plan: Sie wollen in George Lucas’ Skywalker-Ranch einbrechen, um eine Filmkopie von EPISODE I zu klauen und dem todkranken Luis vorführen zu können. Gemeinsam mit Fangirl Zoe (Kristen Bell) begeben sie sich auf eine aberwitzige Reise quer durch Amerika. Denn natürlich ist das Vorhaben schwieriger als zunächst erwartet. Unter anderem, weil die Truppe sich auf dem Weg zu Mr. Lucas mit übel gelaunten Star Trek-Freunden, durchgeknallten Bikern und anderen Hindernissen herumschlagen muss ...

Randnotiz:
Über zwei Jahren war der Film schon abgedreht, doch die Veröffentlichung hat sich immer weiter hinausgezögert, denn Harvey Weinstein gefiel das Szenario um den krebskranken Jungen nicht und so ließ er diesen Plot, der eigentlich das Grundgerüst des Filmes darstellt, ändern und unter den Tisch kehren. Doch er hat die Rechnung nicht mit der hohen Anzahl der Fans gemacht, die ankündigten, Weinsteins Produktionen zu blockieren, was sogar zu Demonstrationen vor seinem Film "Superhero Movie" führte. Nach einem langen Kleinkrieg zwischen Fans und Weinstein gab das Studio am Ende nach und ließ sie nun doch noch ihren Wunschfilm in die Kinos bringen.
Quelle: www.moviemaze.de




"Hat irgendjemand seine rechte Hand Leia genannt?"

Genau genommen ist "Fanboys" nur ein typischer Road-Movie mit der üblichen Personen-Konstellation wie man sie aus unzähligen Genrefilmen inkl. "Hangover" zur Genüge kennt. Der pubertäre Humor bewegt sich dabei oftmals nur knapp über dem Fussboden und nimmt so manch ausgelatschte Plattheit mit. Was den Film aber zu einem Brüller macht, sind die unzähligen und unglaublich liebevollen Zitate und Querverweise, die nicht nur die Welt von George Lucas (mit seiner nachträglichen Absegnung), sondern auch "Star Trek" (und die Fandom-Rivalität) sowie Klassiker wie "Indiana Jones" oder "Zurück in die Zukunft" mit einbeziehen. Im Laufschritt werden Szenen parodiert, die den Kenner aufheulen lassen (die imperiale Bullen-Verfolgung, "Helft mir Obi-Wan Kenobi ...", George Lucas` Müllschacht). Allein der Einbruch auf der Skywalker Ranch ist ein Sammelsurium an Injokes. Auch die Liste der Cameos ist so lang wie erlesen: William Shatner (James T. Kirk), Carrie Fisher (Prinzessin Leia), Billy Dee Williams (Lando Calrissian), Ray Park (Darth Maul), zudem Seth Rogen ("Ananas Express") in mehreren Rollen sowie Jason Mewes und Kevin Smith (Jay & Silent Bob). Wer allerdings nicht einigermassen sattelfest ist in dem Genre, wird einen Grossteil der Insidergags verpassen und damit auch wenig Freude an der liebenswerten Hommage. Der Fan jedoch kann begeistert sein und sich vielleicht auch wehmütig daran zurückerinnern, wie er das Premieren-Ereignis (was es damals fraglos war) erlebt hat. Und "Fanboys" macht Lust, die alten DVDs zu entstauben und erneut in die Welt von George Lucas einzutauen. Möge die Macht ewig mit Euch sein!
Bewertung: 9/10 (Moviepilot Prognose 5,9)


"He Leute - und wenn der Film Schrott ist?"

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... Gründe warum TKKG doof ist (YouTube)




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Dienstag, 8. Dezember 2009
Neu auf DVD:
Tim & Struppi - Das Original (1961-1964)
Tim & Struppi und das Geheimnis um das goldene Vlies (1961)

Zusammen mit ihrem treuen Wegbegleiter Kapitän Haddock (Georges Wilson) machen sich Tim (Jean-Pierre Talbot) und Struppi auf die Reise nach Istanbul. Dort wollen sie das "Goldene Vlies" abholen, ein Schiff, das der Kapitän von einem alten Freund geerbt hat. Als sie dort ankommen, staunen sie nicht schlecht: Das "Goldene Vlies" scheint ein komplettes Wrack zu sein. Umso größer ist die Überraschung, als man ihnen 600.000 Pfund für das verkommene Schiff bietet. In weiser Voraussicht lehnt Kapitän Haddock ab und versuch, zusammen mit Tim und Struppi das Geheimnis des Schiffs zu ergründen.

Mir war gar nicht bekannt, dass es zwei französische Realverfilmungen gibt zu der legendären Comic-Reihe von Hergé. Wie es scheint sind die beiden Filme auch jetzt erstmals in Deutschland erschienen. Aus nostalgischer Fansicht kann man sich an der altmodischen Umsetzung durchaus erfreuen. Optisch erinnert der Film tatsächlich an den Stil der Comics, der Darsteller des Tims ist auf cartooneske Art ganz knuffig und zumindest mit der energischen deutschen Stimme (Klaus Nietz) überzeugt auch die seltsame Variante des Kapitän Haddocks. Aus cineastischer Sicht ist die Verfilmung jedoch fast schon enttäuschend: die Story ist über weite Strecken belanglos, die Inszenierung neigt zur Zähflüssigkeit und die Dialoge sind mehr holprig als witzig. Auch die Figuren funktionieren hauptsächlich über die Erinnerung an die Vorlagen, ihre hölzerne Darstellung aber bleibt eindimensional wie direkt aus den Heften herausgezogen. Letzendlich ist die erste Verfilmung weder richtig Fisch noch Fleisch, sondern genau genommen sogar ziemlich albern. Andererseits hat eben das auch schon wieder seinen eigenen trashigen Charme. Hagel und Granaten nochmal!
Bewertung: 6,5/10




Tim & Struppi und die blauen Orangen (1964)

Tim und Struppis zweites Abenteuer führt die beiden nach Spanien. Dort wollen sie den genialen Wissenschaftler Professor Zalamea besuchen. Dieser entwickelt gerade eine blaue Orange, die in der Lage sein soll, in der Wüste zu wachsen. Als jedoch Zalamea und ein befreundeter Professor spurlos verschwinden, sind Tim, Struppi und der mitgereiste Kapitän Haddock gefordert, die beiden Forscher wiederzufinden. Auf der Suche nach den Vermissten geraten sie einer internationalen Verbrecherbande auf die Spur, die sich die blaue Orange unter den Nagel reißen will...

Auch die Fortsetzung bedient sich bei den Motiven der Hergé-Comics und mischt sie zu einem harmlosen Klamauk, der den naiven Charme der Hefte ins Reale zu übertragen sucht. Allerdings ignoriert man erneut, dass es für einen Kinofilm ein anderes Tempo bedarf als für vergleichbare Trickfilme. Manches was im Cartoon noch pfiffig und amüsant wirkt, erscheint mit wirklichen Darstellern holprig und platt. Da die Geschichte trotz exotischer Kulisse noch belangloser ist als in dem Vorgänger, hilft auch kein Nostalgie-Bonus, um das alberne Geschehen irgendwo sympatisch zu finden. Dafür fehlt einfach der Charme der späteren Asterix-Filme, oder aber die Knalleffekte der kultigen Batman-Reihe aus der Zeit. Kein Wunder, dass eine weitere Fortsetzung nach dieser lustlosen Nummer gecancelt wird.
Bewertung: 3/10


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Neu auf DVD:
A Perfect Getaway
Cliff (Steve Zahn) und Cydney (Milla Jovovich) verbringen ihre Flitterwochen mit einem Wanderurlaub durch die hawaiianische Wildnis. Gleich zu Beginn wird der Trip von einem grausamen Ereignis überschattet: Ein Pärchen wurde auf einer Nachbarinsel während ihrer Hochzeitsreise umgebracht. Cliff und Cydney begegnen unterwegs dem zwielichtigen Pärchen Kale (Chris Hemsworth) und Cleo (Marley Shelton). Doch zum Glück tauchen gerade noch rechtzeitig Nick (Timothy Olyphant) und seine Freundin Gina (Kiele Sanchez) auf. Cliff und Cydney beschließen, von nun an gemeinsam mit den beiden lebenslustigen Abenteurern die Reise fortzusetzen. Doch nach und nach reift in Cliff der Verdacht, dass vielleicht der Messer schwingende Elitesoldat Nick und seine Freundin die Killer sein könnten. Eine lebensbedrohliche Jagt beginnt ...

Die exotische Kulisse ist wirklich malerisch schön und lässt diesen Film und seine Darsteller fraglos gut aussehen. Darüber hinaus hat die Geschichte allerdings wenig zu bieten was einen Thriller ausmacht. Der Plot ist einfach zu banal und vorhersehbar, um ein wirkliches Interesse zu wecken. Die ersten 60 Minuten plätschern bildgewaltig vor sich hin, ohne dass echte Spannung aufkommen will. Erst im Endspurt suggeriert uns der hektische Score plötzliche Dramatik, die durch einen nicht absehbaren (und auch logikfreien) Twist untermauert wird. Zu dem Zeitpunkt hat man sich allerdings längst durch die Postkartenidylle einlullen lassen. Wer einen wirklich guten Thriller um kranke Killer-Pärchen erleben will, sollte daher lieber den Brad-Pitt-Klassiker "Kalifornia" entstauben.
Bewertung: 4,5/10 (Moviepilot Prognose 4,9)


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Neu auf DVD:
The Hurt Locker - Tödliches Kommando
Sommer des Jahres 2004: Der Krieg im Irak scheint kein Ende zu nehmen, der Alltag für die Soldaten der westlichen Allianz birgt immer noch permanent die Gefahr, das Land am Ende des Tages im Leichensack zu verlassen. Besonders risikoreich leben die Spezialisten eines amerikanischen Bombenräumkommandos. Sergeant JT Sanborn (Anthony Mackie) und Specialist Owen Eldridge (Brian Geraghty) versuchen das Beste aus ihrem lebensgefährlichen Job zu machen und die Risiken zu minimieren – soweit überhaupt möglich. Als ihr Vorgesetzter Matt Thompson (Guy Pearce) bei einem Entschärfungseinsatz in die Luft gesprengt wird, steht mit Staff Sergeant William James (Jeremy Renner) schnell ein Nachfolger bereit. Der Adrenalinjunkie ist zwar ein absolutes Ass in seinem Beruf, aber kein Teamplayer; James gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch seine Einheit. Das lässt ernsthafte Spannungen innerhalb der Gruppe ausbrechen, die sich negativ auf die Arbeit der Elite-Soldaten auswirken.
Quelle: www.filmstarts.de


Katherine Bigalow ("Gefährliche Brandung") gelingt mit ihrem jüngsten Film ein Front-Drama, dass weniger mit aufwendigen Actioneinlagen im Gedächtnis bleibt, sondern vielmehr durch seine intensive Atmosphäre überzeugt. Am auffälligsten sind die Szenen, die allein durch ihre Stille auch beim Zuschauer ein greifbares Unwohlsein erzeugen. Jedes Gesicht hinterm Fernster kann bedrohlicher sein als der offen bewaffnete Feind. Bigalow entwirft ein Bild vom Leben der Soldaten an der Front zwischen subtiler Bedrohung und zermürbender Angst. Intensiviert wird der fast schon dokumentarische Eindruck durch die konsequente Nutzung der verwackelten Handkamera und den minimalistischen Einsatz eines bedrohlichen Scores. Dabei gelingt es der Regisseurin nicht nur, das bedrohliche Szenarium vor Ort einzufangen, sondern auch ein tiefgründiges Psychogramm der äusserlich kaum zu unterscheidenden Soldaten zu erstellen, die ihre Aufgabe letztendlich brauchen, weil sie im zivilen Leben nicht zurechtkommen. In der Hinsicht ist der Low-Budget-Film auch bei überlangen 125 Minuten merklich konsequenter als manch effekthaschende Hollywoodproduktion.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 7,3)


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