Donnerstag, 23. Juli 2009
Neu auf DVD:
Guy Ritchies 'RockNRolla'
In der Londoner Unterwelt haben Immobilien Drogen als lukrativste Handelsware längst abgelöst, und die umtriebigsten Unternehmer der Branche sind Banditen. Wer auf diesem heißen Pflaster kaltblütig mitmischen will - egal ob ein kleiner Gauner wie One Two (Gerard Butler) oder ein undurchsichtiger russischer Milliardär wie Uri Obomavich (Karel Roden): An einem Mann kommen sie alle nicht vorbei - Lenny Cole (Tom Wilkinson). Lenny ist ein Gangster alter Schule und weiß, wen man schmieren muss: Er hat alle großen Tiere fest im Griff - Bürokraten, Broker und Bandenchefs. Wenn er zum Hörer greift, lösen sich Behördenprobleme in Luft auf. Doch Lennys rechte Hand Archy (Mark Strong) erinnert ihn immer wieder daran, dass London zur Drehscheibe sich wandelnder Zeiten wird: Mächtige Mafiosi aus dem Osten, hungrige Straßenganoven und alle, die sich auf den Ebenen dazwischen tummeln, wollen die Business-Regeln der Unterwelt zu ihren Gunsten ändern. Wer im richtigen Moment zupackt, kann Millionen abstauben. Wer ein Stück vom Kuchen haben will, muss intrigieren, übers Ohr hauen und die Samthandschuhe zu Hause lassen. Während sich die tollen Hechte und kleinen Fische gegenseitig die Brocken wegschnappen, plant Lenny seinen letzten, ganz großen Coup. Und dabei spielt ausgerechnet Rockstar-Junkie Johnny Quid (Toby Kebbell), Lennys angeblich toter Stiefsohn, das Zünglein an der Waage.

Guy Richie kann es doch noch! Nach dem konfusen Pseudo-Thriller "Revolver" und diversen Schlagzeilen über sein Privatleben, musste man befürchten, dass sich der britische Regisseur von "Bube Dame König Gras" und "Snatch" als Zwei-Tags-Fliege entpuppt. Mit "Rockn Rolla" kehrt er zu seinen Tugenden zurück und liefert ein verwobenes Spiel zwischen Kleingangstern und der Untergrund-Mafia. Sicherlich erfindet sich Richie inhaltlich und auch stilistisch nicht neu. Viele seiner technischen Spielereien wie Zeitraffer, Rückblenden und Parallelmontagen kennt man hinreichend aus den Vorgängern - und unzähligen Plagiaten. Dem Regisseur gelingt jedoch mit dem Altbewährten eine flotte Inszenierung, der es zwar an Spannung im Plot mangelt, die dafür jedoch unglaublich frech ist, knackige Dialoge liefert und rundherum unterhält. Nur das Finale wirkt mit den plötzlichen Wendungen, die seine Beteiligten miteinander verbindet, ziemlich erzwungen. Aber was solls, Schwamm drüber und Spaß haben mit einer coolen britischen Gangster-Posse, die einfach nur rockt.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 7,4)


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O fantasma - Das Phantom (2000)
Sérgio (Ricardo Meneses) gehört zu den Unsichtbaren, die nachts in Lissabon den Müll aufsammeln. Tagsüber lebt er vor allem in seinen erotischen Fantasien. Er hat schnellen Sex mit Fremden, von Dominanz und Auslieferungsspielen geprägt. Er lebt wie ein Hund, redet nicht, handelt instinktiv und nimmt sich, was er will. Eines Nachts trifft er auf den jungen Motorradfahrer Joao (Andre Barbosa) - und richtet all seine Fantasien und Begierden auf ihn. Es folgt Sérgios vollständige Verwandlung in ein Phantom, asozial, gefährlich, tierhaft - und die innere Veränderung geht mit dem Äußeren einher: ein von Latex umhüllter, durch und durch sexualisierter Körper auf seinen Streifzügen durch die Stadt.

Zwischen Mülltransport, Gassi-Gehen und Fick-Abenteuern hat der portugiesische Debütfilm von Joao Pedro Rodrigues ("Two drifters") nicht viel zu erzählen. Es scheint so als diene der dünne Plot einzig dazu, den jungen Hauptdarsteller als (fast) sprachloses Objekt eines immer absonderlicheren Sexualverhaltens zu präsentieren. Auf der homoerotischen Ebene zumindest mag das eine ganze Weile funktionieren, zumal Ricardo Meneses in seiner bisher einzigen Rolle fraglos als gutaussehende Sex-Fantasie durchgeht. Wenn er allerdings im letzten Drittel des Films im Vollkörper-Latex erst ein Opfer verschleppt und dann in unzähligen Szenen ziellos über die Müllhalde streift, verliert die Geschichte endgültig an Sinn und Bodenhaftung. Dann wird aus dem Erotik-Drama ein lächerlicher Kunstfilm, aus dem sich vielleicht vieles hineindeuteln, aber wenig Handfestes herausholen lässt. Wenn die Kamera Sérgio am Ende als verwirrtes Latex-Phantom aus dem Bild entschwinden lässt, dann lässt sie gleichzeitig einen irritierten (wenn auch erotisierten) Zuschauer zurück ob der seltsamen Darbietung.
Bewertung: 5/10


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Elefantenherz - Der letzte Kampf (2002)
Marco (Daniel Brühl) träumt, wie einige seiner Freunde, von einem Leben als Profiboxer. Er hat möglicherweise auch das Zeug dazu, denn als Amateur ist er schon recht erfolgreich. So schön sein Leben im Ring auch ist, so problematisch ist es außerhalb: sein Vater Axel (Jochen Nickel) ist Alkoholiker, und er und seine Familie haben unter ihm zu leiden. Als ihm der zwielichtiger Promoter Gerd Hermsbach (Manfred Zapatka) eine Profilaufbahn offeriert, sieht Marko dies als Chance, dem familiären Elend zu entkommen. Zu spät erkennt er, dass er zu unlauteren Zwecken missbraucht wird. Als Marko auch noch hinter ein lange gehütetes Geheimnis kommt, droht die Situation zu eskalieren.

Die heutige Leinwandgröße Daniel Brühl gibt noch vor "Goodbye Lenin" einen durchaus überzeugenden Boxer, der durch seine familiären Probleme in den Ring getrieben wird. Die Story von "Elefantenherz" allerdings bietet deutsche Tristesse mit einem zu erwartenden Verlauf und überraschungsfreien Wendungen. Die Inszenierung kommt dabei nicht über das Niveau eines "Tatort" hinaus, auch die Problem-belasteten Dialoge reichen allenfalls an einen Fernsehfilm. Die Darsteller bleiben allesamt eher blass und wenig enthusiastisch. Auch der junge Daniel Brühl, so sehr seine physische Präsenz die Rolle des Boxers trägt, wirkt als besorgtes Familienmitglied viel zu verbissen um wirklich zu überzeugen. Für eine Ausstrahlung im Nachtprogramm der Dritten reicht das allemal, aber ein Muss ist der Film in seinem altmodischen TV-Flair auf jeden Fall nicht.
Bewertung: 5,5/10


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