Freitag, 23. Januar 2009
81st ACADEMY AWARDS: Die Nominierten 2009
Quelle: spiegel.de

Das deutsche RAF-Drama "Der Baader Meinhof Komplex" ist für einen Oscar nominiert worden. Zu den Favoriten für den wichtigsten US-Filmpreis gehören außerdem die Literaturverfilmung "The Curious Case of Benjamin Button" sowie das indische Aufsteiger-Drama "Slumdog Millionaire".

Los Angeles - Klarer Favorit für die Oscar-Verleihung ist David Finchers aufwühlende Verfilmung der F.-Scott-Fitzgerald-Geschichte "The Curious Case of Benjamin Button". Der Film mit Brad Pitt und Cate Blanchett in den Hauptrollen bekam am frühen Morgen in Los Angeles 13 Nominierungen für den begehrten Kino-Award, darunter Nennungen für den besten Hauptdarsteller, die beste Regie (David Fincher) und das beste Drehbuch (Eric Roth).

Zweiter Favorit ist Danny Boyles indisches Aufsteiger-Drama "Slumdog Millionaire", das bereits vor einer Woche bei den Golden Globes abgeräumt hatte. Es bekam 10 Nominierungen, unter anderem für die beste Regie, beste Kamera und beste Musik. Die Comic-Adaption "The Dark Knight" und das Politikerdrama "Milk" erhielten jeweils acht Nominierungen.

Eine posthume Würdigung erfährt der vor exakt einem Jahr verstorbene Schauspieler Heath Ledger. Er wurde für seine Rolle als Joker in "The Dark Knight" als bester Nebendarsteller nominiert. Sean Penn erhielt eine weitere Oscar-Nominierung für sein Porträt des ermordeten schwulen Politikers Harvey Milk.

Deutsche Historie hoch im Kurs

Über eine Nominierung können sich auch der deutsche Regisseur Uli Edel sowie Produzent Bernd Eichinger freuen: Das RAF-Drama "Der Baader Meinhof Komplex" wurde in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" nominiert. Historische Stoffe kommen gut an in Hollywood. Zuletzt gewann 2007 das deutsche Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" einen Oscar. Allerdings ist die Konkurrenz in der Kategorie hart: Nominiert wurden auch das animierte israelische Kriegsdrama "Waltz With Bashir", das bei den Golden Globes ausgezeichnet wurde sowie das französische Schüler-Drama "Die Klasse", das im vergangenen Jahr die Goldene Palme in Cannes gewann.

"Der Baader Meinhof Komplex" muss aber auch gegen einen weiteren deutschsprachigen Film bestehen: Götz Spielmanns Wiener Rotlicht-Geschichte "Revanche" ist ebenfalls nominiert. Im vergangenen Jahr gewann Österreich den Auslands-Oscar mit dem KZ-Drama "Die Fälscher".

In der Kategorie "Bester Kurzfilm" wurde der Schweizer Reto Caffi, ein Absolvent der Kölner Filmhochschule, für "Auf der Strecke" nominiert. Und auch Kino-Veteran Werner Herzog kann sich Hoffnung auf einen Oscar machen: Er ist mit seinem Film "Encounters at the End of the World" in der Kategorie "Beste Dokumentation" nominiert.

Als beste Hauptdarsteller wurden neben Brad Pitt und Sean Penn auch Nixon-Darsteller Frank Langella ("Frost/Nixon"), Richard Jenkins ("The Visitor") sowie Mickey Rourke nominiert, der in Darren Aronofskys "The Wrestler" ein sagenhaftes Comeback absolvierte. Der 52-Jährige ("Angel Heart") gilt als Favorit für die Trophäe.

Sechste Nominierung für Kate Winslet

Bei den Hauptdarstellerinnen ist Kate Winslet die Favoritin, die für ihre Rolle in "Der Vorleser" ihre insgesamt sechste Oscar-Nominierung erhielt. Nach ihrem Doppelsieg bei den Golden Globes gehen Branchenexperten davon aus, dass ihr der Sieg in diesem Jahr kaum noch zu nehmen ist. Gegen Winslet treten an: Anne Hathaway ("Rachel Getting Married"), Angelina Jolie ("Changeling"), Melissa Leo ("Frozen River") und Meryl Streep ("Doubt").

Als beste Animationsfilme wurden die drei Publikums-Renner des vergangenen Jahres nominiert: Pixars "Wall-E", "Kung Fu Panda" von DreamWorks sowie Disneys Hunde-Abenteuer "Bolt".

In der Kategorie "Bester Regie" treten "Benjamin Button"-Regisseur David Fincher und "Slumdog Millionaire" Danny Boyle gegen Ron Howard ("Frost/Nixon"), Stephen Daldry ("The Reader") und Gus Van Sant ("Milk") an. Hoffnungen auf einen Oscar als Nebendarsteller können sich unter anderem Amy Adams, Penelope Cruz, Josh Brolin und Robert Downey Jr. machen. Vor allem letzterer begeisterte durch seine Rolle als Afroamerikaner in der Komödie "Tropic Thunder". (Komplette Liste der Nominierungen auf der Homepage der Academy)

Zu den Gewinnern dieser Nominierungsrunde zählen die politischen Dramen: "Frost/Nixon", "Slumdog Millionaire", "Milk" und "Der Vorleser" - alles historische und sozial ambitionierte Stoffe. Verlierer sind trotz Ledgers Nominierung "The Dark Knight" sowie das Ehedrama "Revolutionary Road" von Sam Mendes und Clint Eastwoods Vigilanten-Drama "Gran Torino": Alle drei Filme galten als Favoriten für die Hauptkategorien, wurden aber nur in Nebenfächern gewürdigt.

Die Oscars sind die bedeutendste Auszeichnung des amerikanischen Kinos und gelten als wichtigste Filmpreise der Welt. Rund 5800 Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences stimmen in geheimer Wahl über die jeweils fünf Nominierten in jeder der 24 Kategorien ab.

Die 81. Oscar-Verleihung findet am 22. Februar im Kodak Theatre in Hollywood statt. Es ist der früheste Termin, der je für die Vergabe der Academy Awards gewählt wurde. Gastgeber der Zeremonie ist nach zweimaligem Einsatz des TV-Satirikers Jon Stewart der australische Schauspieler Hugh Jackman ("Wolverine").




Bester Film
Milk
Frost/Nixon
Der seltsame Fall des Benjamin Button
Der Vorleser
Slumdog Millionär

Bester Hauptdarsteller
Richard Jenkins (The Visitor)
Frank Langella (Frost/Nixon)
Sean Penn (Milk)
Brad Pitt (Der seltsame Fall des Benjamin Button)
Mickey Rourke (Der Wrestler)

Beste Hauptdarstellerin
Angelina Jolie (Der fremde Sohn)
Anne Hathaway (Rachel getting married)
Mery Streep (Doubt)
Kate Winslet (Der Vorleser)
Melissa Leo (Frozen River)

Bester Nebendarsteller
Robert Downey Jr. (Tropic Thunder)
Philip Seymour Hoffman (Doubt)
Heath Ledger (The Dark Knight)
Josh Brolin (Milk)
Michael Shannon (Zeiten des Aufruhrs)

Beste Nebendarstellerin
Amy Adams (Doubt)
Penélope Cruz (Vicky Cristina Barcelona)
Viola Davis (Doubt)
Taraji P. Henson (Der seltsame Fall des Benjamin Button)
Marisa Tomei (The Wrestler)

Beste Regie
David Fincher "Der seltsame Fall des Benjamin Button"
Ron Howard "Frost/Nixon"
Stephen Daldry "Der Vorleser"
Danny Boyle "Slumdog Millionär"
Gus van Sant "Milk"

Bestes Original-Drehbuch
Brügge sehen und sterben (Martin McDonagh)
Milk (Dustin Lance Black)
Frozen River (Courtney Hunt)
Happy-Go-Lucky (Mike Leigh)
Wall.E (Andrew Stanton, Jim Reardon)

Bestes adaptiertes Drehbuch
Der seltsame Fall des Benjamin Button (Eric Roth)
Frost/Nixon (Peter Morgan)
Der Vorleser (David Hare)
Doubt (John Patrick Shanley)
Slumdog Millionär (Simon Beaufoy)

Bester fremdsprachiger Film
Baader Meinhof Komplex (Bernd Eichinger/Uli Edel)
Revanche (Götz Spielmann)
Departures (Yojiro Takita)
Waltz with Bashir (Ari Folman)
The Class (Laurent Cantet)

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Neu auf DVD:
'Wall-E' räumt die Erde auf ...
700 Jahre sind vergangen, seitdem die Erde in der Apokalypse versunken ist. Seither hat der kleine Haushaltsroboter Wall-E brav die ihm verordneten Arbeiten verrichtet und Türme von Schutt errichtet, während um ihn herum alles vor die Hunde gegangen ist. Seine Routine gerät aus den Fugen, als ein Raumschiff landet und den modernen Androiden Eva auslädt, die nach Leben suchen soll. Wall-E ist sofort verknallt und schenkt Eva einen Sprössling, den er gefunden hat. Als sie wieder abgeholt wird, folgt er Eva ins Weltall.

Eigentlich ist sie ja ganz putzig, die vermenschlichte Variante von ein bißchen "ET" und ganz viel "Nummer 5 lebt" mit Namen "Wall-E". Allerdings beruht ein Großteil des jüngsten (und inwischen neunten) Pixar-Streiches tatsächlich - neben der fraglos gewohnt perfekten Animation - hauptsächlich auf eben diesem "Putzig"-Effekt. Die dünne Story der größtenteils wie ein Stummfilm angelegten Handlung wirkt wie eine überlange Kurzgeschichte, gibt aber garnicht soviel her wie vielfach hineininterpretiert wird (Umweltzerstörung etc): Ein Roboter, der den Müll auf der von Menschen verlassenen Erde aufräumt, sich dann mit einem ausserirdischen Gegenstück anzufreunden versucht und ihr darauf ins Weltall folgt, wo er auf ein paar dumm-böse Menschen trifft. Das hat alles durchaus seinen Schmunzelwert, wirkt aber teilweise wie R2D2 versus C-3Po (und so klingt die Soundkulisse auch). Dazu gibt es - neben dem bombastisch-kitschigen Score - immer wieder mal Musik und Filmausschnitte großer Klassiker der 30er/40er Jahre, und Referenzen auf SciFi-Kultfilme wie "2001 - Odysse im Weltraum". Mehr Inhalt ist da ehrlich nicht! Und das ist nicht einmal besonders spannend oder gar witzig gemacht (wo ist der typische Pixar-Humor geblieben?). Aber weil "Wall-E" trotzdem irgendwie ziemlich süss und niedlich ist, sollte man darüber wohlwollend hinwegsehen.
Bewertung: 6,5/10 (Moviepilot Prognose 8)


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Neu auf DVD:
Lauschangriff - My mom's new Boyfriend
Als FBI Agent Henry Durand (Colin Hanks) nach drei Jahren verdeckter Ermittlungen zurück nach Hause kommt, hat er ein Problem. Es scheint als wolle seine Mutter Marty (Meg Ryan) es noch mal so richtig krachen lassen. Hilflos muss er mit ansehen, wie sie mit einem jungen Burschen um die Häuser zieht und sogar im Bett landet. Doch mit dem Auftauchen von Tommy (Antonio Banderas), scheint Besserung in Sicht. leider gibt es einen Haken, denn Henry erkennt auf einem Fahndungsfoto den neuen Liebhaber seiner Mutter wieder. Tommy ist ein gesuchter Kunstdieb. Zu allem Überfluss bekommt Henry den Auftrag, das Pärchen zu beschatten - auch dort, wo er beide nicht beschatten möchte.

Diese Rom-Com könnte noch so gut sein, sie wird überschattet vom gruseligen Aussehen seiner Hauptdarstellerin. Und damit meine ich nicht die peinlichen ersten fünf Minuten im Fatsuit, sondern ihr gesamtes Erscheinungsbild als Topmodell mit aufgepumpten Gummigesicht und dem überdrehten Auftritt wie auf Extacy. Als Mutter eines erwachsenen Sohnes ist sie völlig unglaubwürdig. Auch der ehemalige Latinolover Antonio Banderas wirkt nur noch wie ein Schatten seiner selbst mit seinem aufgesetzten Spiel als Charmeur. Der einzige, der sich nicht völlig blamiert, ist Tom Hanks ältester Sohn Colin als FBI-Bube. Zwar nimmt man ihm diese Rolle ebenso wenig ab wie den Kollegen, aber er beweist zumindest ein bißchen Gefühl für Timing und Komik, sofern Drehbuch und Inszenierung das überhaupt zulassen. Allerdings werden die wenigen potentiell witzigen Szenen durch das insgesamt schlechte Spiel auch noch völlig plattgewalzt, was den Film insgesamt ziemlich unerträglich macht. Allenfalls wegen Colin Hanks am verregneten Nachmittag zu ertragen und darüber hinaus eigentlich nur zum Fremdschämen zu empfehlen.
Bewertung: 3/10


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