Sonntag, 16. August 2009
Neu auf DVD:
Gus van Sants 'Milk'
"Du solltest das sein was du am besten kannst - ein Arschloch ... aber sei es wenigstens bei uns!"

San Francisco, 1972. Harvey Milk (Sean Penn) und sein Partner Scott Smith (James Franco) haben vom Leben in New York die Nase voll und suchen ihr Glück an der Westküste. Sie eröffnen im Arbeiterviertel Castro einen kleinen Fotoladen: „Castro Cameras“. Bald wird das Geschäft als Treffpunkt und Nachrichtenbörse zum Mittelpunkt des Viertels, vor allem dank Harvey Milks herzlichen, überschäumenden Temperaments. Es dauert nicht lang, bis Milk seinen Hang zur Politik entdeckt: Sein Anliegen sind die Interessen der kleinen Leute seines Viertels – und die der schwulen Community. Milk organisiert Straßenfeste im Castro District, und er steht stets an der Spitze, wenn es gegen Diskriminierung zu protestieren gilt. Während dreier Wahlkampagnen für den Stadtrat von San Francisco gewinnt Milk unzählige Helfer und Freunde dazu, vor allem sein Berater Cleve Jones (Emile Hirsch) steht ihm unermüdlich zur Seite. Doch in dieser Zeit zerbricht die Beziehung zu seinem langjährigen Geliebten Scott. An der Seite seines neuen Partners Jack Lira (Diego Luna) schafft Milk bei der Wahl 1977 schließlich den Einzug in den Stadtrat. Kaum im Amt, stößt Milk eine Vielzahl von politischen Initiativen an, womit er sich nicht nur Freunde macht. Und einer seiner Gegner, Milks Stadtrats-Kollege Dan White (Josh Brolin) entpuppt sich schließlich als Todfeind ...

Ein dreifacher Kniefall vor der Leistung des Sean Penn. Wo andere Heterosexuelle eine schwule Rolle als anstrengende Tunte interpretieren, schafft er mit jeder Geste, mit jeder Mimik und mit vollem Stimmvolumen ein facettenreiches Abziehbild seines realen Vorbildes. Was Penn hier abliefert ist überragend, packend und zurecht mit dem Oscar ausgezeichnet. Aber nicht nur er zeigt Grossartiges, auch alle Mitspieler (James Franco, Emile Hirsch) laufen zur Höchstform auf und machen die Biopic zu einem fühlbar realem Zeitdokument, das Regisseur Gus van Sant ("Good Will Hunting") im Schnitt mit zahlreichen Original-Aufnahmen verbindet. Seine Inszenierung, mit einige künstlerischen Spielereien wie spontanen Rückblenden oder manipulativen Handkamera-Aufnahmen angereichert, zeigt ein fröhliches und optimistisches Bild, in dem Josh Brolins sprödes Spiel bewusst aus dem Rahmen fällt. Der grösste Kniff ist allerdings, dass er das tragische Ende vorwegnimmt und in eine der ersten Szenen klarstellt. Damit entzieht er sich von Anfang an der Gefahr, eine künstliche Spannung aufzubauen, die es aufgrund historischer Fakten gar nicht geben kann (ein Manko, dem Bio-Pics wie "Operation Walküre" aber auch "Ein mutiger Weg" oder "Enttarnt" immer wieder zum Opfer fallen). Trotzdem gelingt dem Regisseur ein dynamisches und kurzweiliges Bild der Zeit und seiner Bedeutung für die Schwulenbewegung aber auch der Bürgerrechte im Allgemeinen. Und das nicht zuletzt durch die differenzierte Darstellung seines hevorragenden Casts. Einer der besten (und wichtigsten) Filme 2009!
Bewertung: 9/10 (Moviepilot Prognose 8)


Siehe auch Sean Penn und Dustin Lance Black für die Homoehe

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