Donnerstag, 20. August 2009
Sat1 Abendprogramm:
Jan De Bonts 'Das Geisterschloss' (1999)
In der düsteren Verborgenheit steht ein Gebäude, unter dem Namen "Hill House" bekannt und vor 130 Jahren von dem Textilbaron Hugh Crain für seine Frau und den zukünftigen Kindern erbaut. Doch das Ehepaar blieb kinderlos - und statt dem Glück, mit dem das Haus erfüllt werden sollte, fanden Unglück und Tragödien hier ihren Nährboden. Jahrzehnte später lockt Angstforscher David (Liam Neeson) die manisch depressive Nell (Lili Taylor), die bisexuelle Theo (Catherine Zeta-Jones) und Zyniker Luke (Owen Wilson) unter dem Vorwand einer Schlaflosigkeits-Studie auf das Anwesen. Die Legende geht, dass der frühere Besitzer es für seine Ehefrau und die Kinder bauen ließ. Obwohl alle Nachkommen bei der Geburt starben, sind nachts Kinderschreie zu hören. Die labile Nell bricht als Erste zusammen und sieht Kinderseelen, die ihr ein "Willkommen zu Hause" zuflüstern. Die anderen Probanden halten sie für verrückt, doch nach und nach nimmt das alte Gemäuer auch sie in Besitz ...

1999 probiert sich Jan De Bont an der Neuverfilmung von "The Haunting", nachdem er mit "Speed" und "Twister" zum neuen Action-Spezialist Hollywoods aufgestiegen ist. Dabei spielt er in seiner Inszenierung anfangs noch gekonnt mit den Klischees des Gruselfilms - wie knarzenden Türen und zuschlagende Fenster - und erzeugt so eine hohe Erwartungshaltung, die auch von der prominenten Besetzung geschührt wird. Im Laufe der Zeit gerät ihm die Geschichte jedoch immer mehr aus den Händen und der Film wird zur Effekte-Schlacht ohne Sinn und Verstand, bei denen die Darsteller zur stichwortgebenden Staffage verkommen und der Plot zum billigen Geisterbahn-Zauber wird. Das macht zwar immer noch Spaß, wird jedoch der subtilen Spannung des Originals in keinster Weise gerecht. Ohne den Vergleich mit der Vorlage bietet der Regisseur aber (unter nicht geringem Einfluss von Produzent Steven Spielberg) durchaus unterhaltsames Popcorn-Kino auf solidem Niveau.
Bewertung: 6,5/10


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The Haunting - Bis das Blut gefriert (1963)
In der alten Villa "Hill House" soll es nicht mit rechten Dingen zugehen: Das Haus sei verflucht und durch und durch böse, heißt es. Nachdem es zu mysteriösen Todesfällen gekommen ist, will Parapsychologe Dr. Markway (Richard Johnson) die übernatürlichen Phänomene des Spukschlosses untersuchen. Die Frauen Eleanor (Julie Harris) und Theodora (Claire Bloom), die eine hohe Sensibilität besitzen, setzt er dabei als Medium ein. Doch Eleanor dreht als erste durch.

Mit "The Haunting" ist Robert Wise ("Das Dorf der Verdammten") ein vermeindlicher Klassiker des subtilen Horrors gelungen. Statt auf aufwendige Effekte setzt er auf einfache filmische Mittel wie den gezielten Einsatz von Geräuschen und Musik. Auch die subjektive Kamera und die beeindruckenden Schwarzweiss-Aufnahmen der schattig-düsteren Kulisse hinterlassen einen durchaus klaustrophobischen Eindruck. Allerdings ist es weniger die seltsamen Geschehnisse um das Spukschloss, die die Handlung dominieren (dafür passiert auch zu wenig), sondern die hysterischen Anfälle der schizophrenen Eleanor bzw ihrer latent lesbischen Leidensgenossin. Ihre seltsamen Verhaltensweisen (und Selbstgespräche) lenken ebenso vom Hauptplot ab wie die unglückliche Auswahl der seinerzeit allgegenwärtigen Sprecher (in einer Szene glaubt man gar ein Zwiegespräch zwischen der alten Miss Marple und ihr Inspektor Craddock zu hören). Darüber hinaus wirkt der für damalige Verhältnisse äusserst dramatische Erzählstil bei aller technischen Raffinessen aus heutiger Sicht so angestaubt wie das Gespensterschloss selbst.
Bewertung: 5,5/10 (Moviepilot Prognose 6,6)


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