Montag, 9. November 2009
Die Mauer - Berlin 1961 (2006)
August 1961: Um sich ein bisschen West-Geld zu verdienen, schmuggelt der Ostberliner "Plasteleger" Hans Kuhlke (Heino Ferch), Altmetall zu seinem Freund Erwin Sawatzke (Axel Prahl) nach Westberlin. Eines Abends sind er und seine Frau Katharina (Inka Friedrich) bei den Sawatzkes eingeladen. Ihr Sohn Paul (Frederick Lau) bleibt derweil bei einem Freund in Ostberlin. In dieser Sommernacht spitzt sich die politische Lage in Berlin dramatisch zu: Die Grenzen werden dicht gemacht, der Bau der Mauer eingeleitet. Durch das Verschwinden seiner Eltern ist der 14jährige Pionier Paul hin- und hergerissen zwischen familiärer Bindung und Loyalität zur Partei. In letzter Sekunde durchschaut er seine Rolle im System und wird von seiner Klavierlehrerin aufgenommen. Gemeinsam planen sie die Flucht in den Westen - die wird jedoch zu einem Wettlauf mit der Zeit.

Abgesehen von dem Klischee, dass ein historisches TV-Event lange Zeit nur mit Heino Ferch ("Das Wunder von Lengede") in der Hauptrolle funktionieren kann, hält sich der Film von Hartmut Schoen ("Zuckerbrot") deutlich mit aufgesetzten Sentimentalitäten zurück. Dabei stellt das Drehbuch das Schicksal der Familie in den Mittelpunkt und reduziert den historischen Aspekt auf die Rahmenhandlung, was der Authenzität der Erzählung deutlich zugute kommt. Fraglos ist die Besetzung in jeder Hinsicht perfekt, wobei neben Heino Ferch und Inka Friedrich ("Sommer vorm Balkon") auch der junge Frederick Lau ("Die Welle") und eine grossartige Iris Berben ("Buddenbrooks") in ihren Rollen überzeugen. Zwar macht das den Film noch nicht zu grossem Kino, aber als TV-Ereignis ragt das Drama positiv aus der Masse der verkitschten Geschichtsbewältigungen hervor.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 7,7)


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Jenseits der Mauer
September 1974. Grenzübergang Bösebrücke: Heike (Katja Flint) und Ulrich Molitor (Edgar Selge) sowie ihre beiden kleinen Kinder Klaus und Miriam werden bei einem Fluchtversuch gestellt. Nach ihrer Verurteilung stehen die Eltern vor einer schrecklichen Alternative: Sie können mit ihrem siebenjährigen Sohn in die BRD ausreisen, ihre zweijährige Tochter Miriam muss allerdings in der DDR zurückbleiben. 15 Jahre später verliebt sich der junge Wessi Nils (Moritz Grove) bei einem langweiligen Verwandtenbesuch in der DDR in die 17-jährige, äußert attraktive, inzwischen Rebecca (Henriette Confurius) heißende Miriam, die vom Ehepaar Pramann adoptiert wurde. Brigitte Schröder (Renate Krößner), die ehemalige Heimleiterin und Gattin eines regimetreuen SED-Funktionärs (Veit Stübner) schreibt inzwischen fingierte Briefe an die Familie Molitor und will sie glauben machen, Kontakt zu ihrer Tochter zu haben.

Das emotional grösste Ereignis der jüngeren deutschen Vergangenheit ist immer wieder für dramatische Filme gut. Dabei gelingt es den Machern durchaus, der Geschichte auch in der x-ten Verfilmung noch neue Aspekte abzugewinnen. In diesem Fall behandelt das TV-Event die erzwungene Zerrissenheit von ganzen Familien und das bisher wenig beachtete Thema der Zwangsadoption. Allerdings wirkt die Ausführung teilweise recht konstruiert und emotionalisiert, vor allem was das Finale zur Maueröffnung betrifft. Dank der sensiblen Inszenierung und der grossartigen Leistungen der Darsteller (insbesondere Katja Flint als Mutter) rutscht die Handlung jedoch nicht in eindimensionale Verkitschung. Interessant ist auch die Dokumentation über wirkliche Zwangsadoptionen zur Zeit der DDR.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 8)


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Ostalgie und Mauerfall
Die wichtigsten Filme um die DDR und ihren Zerfall
Goodbye, Lenin! (2003)

Geschichte wird geschrieben, nur für den 21-jährigen Alex (Daniel Brühl) geht nichts voran. Kurz vor dem Fall der Mauer fällt seine Mutter (Katrin Saß), eine überzeugte Bürgerin der DDR, nach einem Herzinfarkt ins Koma - und verschläft den Siegeszug des Kapitalismus. Als sie wie durch ein Wunder acht Monate später die Augen aufschlägt, erwacht sie in einem neuen Land. Erfahren darf sie von alledem nichts - zu angeschlagen ist ihr schwaches Herz. Um seine Mutter zu retten, muss Alex auf 79 Quadratmetern die DDR wieder auferstehen lassen.
Bewertung: 8,5/10




Sonnenallee (1999)

Die Berliner Sonnenallee in den 70er Jahren: Die Sowjetunion ist der große Bruder, der Klassenfeind der Rest der Welt, der Antifaschistische Schutzwall die Mauer, und die DDR das Land, in dem Micha Ehrenreich (Alexander Scheer) lebt. Er wohnt in einer Strasse, deren längeres Ende im Westen und deren kürzeres Ende im Osten liegt - die Sonnenallee. Die Wohnung ist eng, der Nachbar bei der Stasi, der West-Onkel schmuggelt Nylons und ein grüner Paß lässt Michas Mutter um Jahre altern. Osten hin, Westen her: Das Wichtigste für Micha ist die unbeschreibliche, sagenhafte, unerreichbare Miriam (Teresa Weißbach). Micha legt ihr sein Leben zu Füßen und lernt dabei, es in die eigenen Hand zu nehmen.
Bewertung: 7/10




Das Leben der Anderen (2006)

Ost-Berlin, November 1984. Fünf Jahre vor seinem Ende sichert der DDR-Staat seinen Machtanspruch mit einem erbarmungslosen System aus Kontrolle und Überwachung. Als Oberstleutnant Anton Grubitz (Ulrich Tukur) den linientreuen Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) auf den erfolgreichen Dramatiker Georg Dreyman (Sebastian Koch) und seine Lebensgefährtin, den Theaterstar Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck) ansetzt, verspricht er sich davon einen Karriereschub. Immerhin stehen höchste politische Kreise hinter dem 'operativen Vorgang'. Womit er nicht gerechnet hat: das intime Eindringen in die Welt der Observierten verändert auch den Spitzel. Das Eintauchen in das Leben der Anderen - in Liebe, Literatur, freies Denken und Reden - macht Wiesler die Armseligkeit seines eigenen Daseins bewusst und eröffnet ihm eine nie gekannte Welt, der er sich immer weniger entziehen kann. Doch das System ist nicht mehr zu stoppen - ein gefährliches Spiel beginnt.
Bewertung: 4,5/10




Mit dem Wind nach Westen (1981)

Die Familien Strelzyk und Wetzel sind 1979 mit den Lebensbedingungen in der DDR unzufrieden. Peter Strelzyk (John Hurt), 36, Elektromonteur, verheiratet, 2 Kinder, und Günter Wetze (Beau Bridges), 24, Maurer, verheiratet, 2 Kinder, wollen fliehen: Sie beschaffen sich 1200 m Stoff für einen Heißluftballon, unternehmen Probeflüge. Die Nachbarn dürfen nichts merken, die Frauen wollen kurzfristig im Land bleiben. Nach erstem gescheiterten Versuch gelingt die waghalsige Republikflucht über Todesstreifen und Sperrzäune im September 1979 nördlich von Hof in Bayern endet.
Bewertung: 7,5/10




Die wichtigsten TV-Events zum Thema

Der Tunnel (1999)

Im Herbst des Jahres 1961 flieht Harry Melchior (Heino Ferch) aus der DDR in den Westteil von Berlin. Er folgt damit seinem Freund Matthis Hiller (Sebastian Koch). Um jeden Preis wollen die beiden auch ihre Familien in den Westen holen und schließen sich einer Fluchthelfergruppe an. Dabei hat Harry, der sich schnell als Kopf der Truppe etabliert, eine ebenso grandiose wie verrückte Idee. Doch sein abenteuerlicher Plan, einen Tunnel von West nach Ost zu graben, ist nicht nur ein gefährliches, sondern fast unmögliches Unterfangen. In der Stadt wimmelt es von Spitzeln, und auch innerhalb der Gruppe kommt es zu Spannungen. Letztendlich führt sie der eiserne Wille und die Hoffnung auf Erfolg immer wieder zusammen, denn alle wissen: Sie schaffen es entweder gemeinsam oder nie!
Bewertung: 6,5/10




Prager Botschaft (2007)

Prag im September 1989: Hunderte von ausreisewilligen DDR-Bürgern haben sich in einem plötzlichen Ansturm in die bundesdeutsche Botschaft geflüchtet. Bettina (Anneke Kim Sarnau) und ihr Mann Stefan (Christoph Bach) sind auf Hochzeitsreise in Prag. Im Morgengrauen, offenbart Stefan dass er von langer Hand geplant hat, in die bundesdeutsche Botschaft in Prag zu gelangen. Stefan gelingt es, Bettina gegen alle Zweifel dazu zu überreden, in die Botschaft zu fliehen. Sie soll dort ausharren, um ihren gemeinsamen Ausreiseanspruch zu verteidigen. Stefan bricht währenddessen in aller Eile auf, um ihren gemeinsamen Sohn Felix nachzuholen. Der Junge ist zur Tarnung des Fluchtplans zunächst bei den Großeltern in Berlin geblieben. Bettina, ist erleichtert, als sich ihre Freunde Thomas und Karin spontan entschließen, ebenfalls über die Botschaft in die BRD zu gelangen. Die beiden helfen ihr, sich unter dramatischen Überlebensbedingungen auf dem Botschaftsgelände zu behaupten.
Bewertung: 6,5/10




An die Grenze (2007)

Kurz vor der Fußball-WM 1974 tritt Alexander (Jacob Matschenz) seinen Wehrdienst an der Grenze zur BRD an. Als "Bonzensohn" muss der naive Abiturient Schikanen erdulden, er findet aber auch Freunde und verliebt sich in LPG-Bäuerin Christine (Bernadette Heerwagen). Die bittet ihn, ihren jüngeren Bruder Knut (Frederick Lau) passieren zu lassen, der vorhat, die Grenze zu übertreten ...
Bewertung: 7/10


Meinen ausführlicher Kommentar zum Film gibt es HIER



Das Wunder von Berlin (2008)

Berlin, im Frühsommer 1988: Dem Einfluss seines Vaters Jürgen Kaiser (Heino Ferch), hochrangiger Offizier bei der Staatssicherheit, hat es Punker Marco (Kostja Ullmann) es zu verdanken, dass er nach einem illegalen Punkkonzert nicht vor Gericht landet. Widerwillig muss Marco die Bedingung seines Vaters akzeptieren und seinen Dienst als NVA-Rekrut antreten. Während Marco in der harten Grundausbildung unerwartet rasch Gelegenheit zur Bewährung findet, zieht seine Freundin Anja (Karoline Herfurth) bei den Kaisers ein. Unter dem Einfluss der Freiheitsbewegung in den Ostblockstaaten spitzt sich die Lage in der Familie immer mehr zu. Jürgen Kaiser fürchtet um seine privilegierte Stellung, Hanna (Veronica Ferres) und Anja beginnen, sich im Umfeld des Neuen Forums für mehr Bürgerrechte zu engagieren. Es kommt zum offenen Streit zwischen den Eheleuten. Unterdessen wird Marco mit seiner Einheit auf einen geheimen Einsatz vorbereitet. Es ist der 9. November 1989, die Öffnung der Grenze wird ein ganzes Land in Bewegung setzen – und auch für Marco, Anja, Jürgen, Hanna und Großvater Walter (Michael Gwisdek) wird nichts bleiben wie es war.
Bewertung: 6,5/10


Meinen ausführlicher Kommentar zum Film gibt es HIER



Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen (2008)

Sommer 1989. Mehrmals hat die junge Mutter Katja (Anja Kling) die Herrschaft des Stasi-Regimes am eigenen Leib erfahren. Einer ihrer Brüder wurde bei einem Fluchtversuch an der Mauer erschossen, und ihr Lebensgefährte Andreas (Hans-Werner Meyer) überlebte seine Flucht in den Westen nur schwer verletzt. Um mit ihrem gemeinsamen Sohn Sven (Lino Sliskovic), den Andreas noch nie gesehen hat, endlich die Familie zusammenzuführen, wagt auch Katja die Flucht über die ungarisch-österreichische Grenze. Ohne Erfolg. Sie wird verhaftet, während ihr Sohn allein im Westen landet. Für Katja beginnt ein verzweifelter Kampf um die Freiheit und die Existenz ihrer Familie. Während sie sich den zermürbenden Verhörmethoden von dem Offizier Bert Schäfer (Heiner Lauterbach) aussetzen muss, steuert die DDR auf den 'heißen Herbst 89' zu. Eine Zeit, die bald alles verändern wird.
Bewertung: 4,5/10


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Spiegel TV - Chronik des Mauerfalls 1989 (Ausschnitt)
09.11.1989 - Das Protokoll eines historischen Versehens
(Spiegel TV Reportage zum 20ten Jahrestag)



Ein Zettel bringt eine Diktatur zu Fall. Keiner hat es beabsichtigt, keiner gab den Befehl, und keiner war schuld - und doch haben alle mitgemacht. Am Morgen des 9. November 1989 verfasst Gerhard Lauter im DDR-Innenministerium eine neue Reiseregelung. Eigenmächtig und gegen den Auftrag des SED-Politbüros verordnet der junge Funktionär die Reisefreiheit für alle - allerdings geordnet, langfristig und bürokratisch. Am Nachmittag aber gerät sein Papier in die Hände von Günter Schabowski, der den Text voreilig und konfus im Fernsehen vorträgt. "Schabowskis Zettel" treibt die Menschen in Scharen an die Grenzübergänge. Harald Jäger, Chef der Passkontrolle an der Bornholmer Straße, hat in dieser Nacht die Wahl: Grenzen öffnen oder schließen lassen.

An diesem Tag geschieht etwas Einmaliges: Für wenige Stunden verliert der Obrigkeitsstaat seine Macht. Die Menschen in Berlin nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Eine Revolution von unten - und von beiden Seiten. Marc Brasse und Florian Huber rekonstruieren die Gleichzeitigkeit der Ereignisse vom 9. Nobember 1989. Mit aufwendigen Inszenierungen und einmaligem Originalmaterial dokumentieren die Autoren die dramatischen Stunden aus der Sicht der Beteiligten: eines Stasi-Grenzwächters, eines Obersten der Volkspolizei, eines West-Berliner Studenten, eines Ost-Berliner Pärchens und eben Günter Schabowski. So entsteht die atemberaubende Chronologie eines Tages, der die Welt verändert hat.
Bewertung: 8,5/10


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