Mittwoch, 25. November 2009
Neu auf DVD:
The Disappeared
Weil Matthew (Harry Treadaway) lieber eine Party feierte, als auf seinen jüngeren Bruder Tom aufzupassen, macht ihn sein alleinerziehender Vater Jake (Greg Wise) für dessen spurloses Verschwinden verantwortlich. Geplagt von Schuldgefühlen, erlebt der Teenager Halluzinationen, in denen ihm Tom erscheint. Als selbst seine Alpträume davon dominiert werden, sucht er das Medium Melissa auf. Gemeinsam mit der neu hinzugezogenen Nachbarstochter Amy (Ros Leeming) kommt er einem finsteren Geheimnis um zahlreiche verschwundene Kinder auf die Spur.



Regisseur und Drehbuchautor Johnny Kevorkian liefert mit "The Disappeared" ein eindringliches Low-Budget-Debüt, das sich vom typisch britischen Sozial-Drama zur düsteren Geistergeschichte entwickelt, die trotz fantastischem Einschlag nie die Bodenhaftung verliert. Zwar bewegt sich die Handlung eher schleichend voran, lässt dafür aber einen umso tieferen Blick in die Seele des traumatisierten Protagonisten zu. Harry Treadaway, der hierzulande bisher allenfalls mit einer Nebenrolle im Musik-Drama "Control" aufgefallen ist, weiss als verstörter Teenie zu überzeugen, ohne dass er seine Rolle zu sehr ins Dramatische abdriften lässt. Kevorkian gelingt es mit ganz einfachen Mitteln eine realistische Atmosphäre zu schaffen, die den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen vermag - sofern der sich auf den spröden Stil der Inszenierung einzulassen weiss. Auf dem letzten Fantasy Filmfest galt der Sozial-Thriller zumindest als Geheimtipp.
Bewertung: 7/10


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Neu auf DVD:
Adrian Vitorias 'The Crew'
Ged (Scot Williams), ein Gangster der alten Schule, ist Bandenchef einer Gang in Liverpool, die sich auf Raubüberfälle spezialisiert hat. Sein kaltschnäuziger Bruder Ratter (Kenny Doughty) hingegen will auf das lukrativere Drogengeschäft umsatteln und ist genervt von Geds no-drugs-Ethos. Als einer der mächtigsten Gangsterbosse Liverpools tot aufgefunden wird, entbrennt nicht nur zwischen den Brüdern, sondern auch zwischen den rivalisierenden Gangs Liverpools ein unbarmherziger Kampf um das Gebiet des toten Bosses.



In Sachen kleiner, dreckiger Gangsterfilme macht man den Engländern kaum was vor; die ironischen Guy-Richie-Frühwerke, aber auch Filme wie "Footsoldier", "Outlaw" oder "Football Factory" stehen für einen britischen Stil, der das soziale Drama mit Verbrechen und drastischer Gewalt verbindet. Auch "The Crew" zeichnet sich aus durch die skurile Mischung aus Drama und Crime, setzt den Schwerpunkt jedoch weniger auf Gangster-Action, sondern vielmehr auf die Charakterstudie einen gross angelegten Figuren-Geflechts. Über weite Strecken fällt genau die jedoch ziemlich oberflächlich aus und reduziert sich auf provokante Tabubrüche wie Zwang zum Oralverkehr und "Kaviar"-Sex. Solche Einlagen bremsen die Handlung der ungeschnittenen 120-Minuten-Version unnötig aus, tragen aber kaum etwas zum Verständnis des Plots oder gar der Identifikation mit den Figuren bei. Teilweise wirken solche Szenen nur wie Selbstzweck, um von der wenig originellen Handlung und dem zähen Verlauf abzulenken. Trotzdem wird der Brit-Fan recht ordentlich bedient mit insgesamt solider Genre-Kost der härteren Gangart, die mit dem üblichen Hollywood-Kitsch nur wenig zu tun hat.
Bewertung: 5,5/10


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