Mittwoch, 30. Dezember 2009
Tony Scotts 'Die Entführung der U-Bahn Pelham 123'
Der Alltag von Walter Garber (Denzel Washington), Fahrdienstleiter bei der New Yorker U-Bahn, gerät plötzlich durch einen brutalen Raubüberfall aus den Fugen - die Entführung einer U-Bahn. Ryder (John Travolta), der kaltblütige führende Kopf hinter dem Überfall und Anführer einer schwer bewaffneten Viererbande, droht damit, die Passagiere zu töten, wenn das von ihm geforderte saftige Lösegeld nicht innerhalb von einer Stunde gezahlt wird. Je mehr die Spannung steigt, umso stärker nutzt Garber seine umfassenden Kenntnisse vom U-Bahn-System, um Ryder zu überlisten und die Geiseln zu retten. Ein Rätsel kann Garber jedoch nicht lösen: Selbst wenn die Räuber das Geld bekommen, wie können sie überhaupt jemals entkommen?



Erst einmal bin ich nicht wirklich ein Fan des Originals "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3" aus dem Jahre 1974. Die Story ist altbacken und die Inszenierung zu zähflüssig, als das man damit heute noch jemanden aufschrecken kann. Insofern klingt die Idee mehr als vielversprechend, wenn Altmeister Tony Scott (zuletzt "Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit") ein aktuelles Update der Zugentführung in die Kinos bringt. Vor allem wenn er sich dabei auf die Routine seines Schauspiel-Kumpels Denzel Washington und "Pulp Fiction"-Meister John Travolta verlassen kann, die sich messerscharfe Dialog-Duelle liefern. Ihre Psycho-Spielchen sind tatsächlich auch das spannende Herzstück des Thrillers, auf die sich Scott hätte konzentrieren sollen. Der Regisseur kann allerdings der Versuchung nicht widerstehen, seine Geschichte mit reichlich technischen Spielereien und postmodernem Schnickschnack aufzuwerten. Schon in den ersten Minuten versucht er, den Zuschauer mit hektischer Kamera und schnellen Schnitten in die Handlung zu ziehen, ohne sich lange mit so etwas wie einer Einleitung aufzuhalten. Für die Dynamik des Films ist diese erzwungene Geschwindigkeit aber kontraproduktiv, weil es mehr für Verwirrung als für Atmosphäre sorgt. Auch die wirklich gelungenen Kammerspiel-Momente zwischen den beiden Kontrahenten werden ständig mit angestrengter Action wie dem unglaubwürdigen Geldtransport sinnlos aufgebläht. Das verdirbt den Spass an einem Heist-Movie, der vielleicht wirklich grossartig hätte werden könnte, wenn ein alter Herr nicht wieder einmal versuchen würde, wirkliche Spannung durch neumodische Hektik zu ersetzen. Dann lieber doch noch einmal John McClane gegen eine Handvoll Schweinebacken - "Yippie ya yay"!
Bewertung: 6,5/10 (Moviepilot Prognose 5,8)

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