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Montag, 18. Mai 2009
James McAvoy in 'Starter for 10'
crizcgn, 10:36h
Britannien Mitte der 80er: Brian Jackson (James McAvoy) ist ein schlauer Kopf und darf deshalb sehr zum Hallo der Dorfkumpels als erster aus seiner Arbeiterfamilie eine Universität besuchen. Dort fühlt er sich bald hin- und hergerissen zwischen der politisch aktiven Jüdin Rebecca (Rebecca Hall) und der blonden Patriziertochter Alice (Alice Eve), die in seinem Vorbereitungskurs auf ein vom TV übertragenes Wissensquiz sitzt. Um letzteres zu gewinnen, wird schließlich auch die Liebe hintangestellt. Doch birgt der Wettbewerb ungeahnte Tücken.
Regisseur Tom Vaughan ("Love Vegas") müht sich sichtlich, in seinem Debut eine etwas andere Highschool Story fernab des typischen Disney-Kitsches zu erzählen. Das ist ihm mit erfrischend unverkrampfter Inszenierung durchaus auch gelungen. Allerdings täuscht das nicht darüber hinweg, dass der Film seine Längen hat und auch seine Klischees bedient. Zudem muss man sich fragen, wieso die durchaus austauschbare Handlung ausgerechnet für die 80er angelegt wurde, obwohl es nicht wirklich einen näheren Bezug zu der Zeit gibt. Darüber hinweg trösten allerdings die engagierten Darsteller um den heutigen Megastar James McAvoy ("Wanted") und die 80er Musik zwischen The Cure und The Buzzcocks (wobei man kleinlicherweise einwerfen könnte, dass der ein oder andere Track aus den Anfängen der 90er stammt). "Starter for 10" ist nicht mehr als eine kurzweilige Highschool Komödie geworden, die allerdings ihr Potential nicht vollends ausschöpft und teilweise doch wieder nur die üblichen Stereotypen bedient.
Bewertung: 6,5/10 (Moviepilot Prognose 6)
Regisseur Tom Vaughan ("Love Vegas") müht sich sichtlich, in seinem Debut eine etwas andere Highschool Story fernab des typischen Disney-Kitsches zu erzählen. Das ist ihm mit erfrischend unverkrampfter Inszenierung durchaus auch gelungen. Allerdings täuscht das nicht darüber hinweg, dass der Film seine Längen hat und auch seine Klischees bedient. Zudem muss man sich fragen, wieso die durchaus austauschbare Handlung ausgerechnet für die 80er angelegt wurde, obwohl es nicht wirklich einen näheren Bezug zu der Zeit gibt. Darüber hinweg trösten allerdings die engagierten Darsteller um den heutigen Megastar James McAvoy ("Wanted") und die 80er Musik zwischen The Cure und The Buzzcocks (wobei man kleinlicherweise einwerfen könnte, dass der ein oder andere Track aus den Anfängen der 90er stammt). "Starter for 10" ist nicht mehr als eine kurzweilige Highschool Komödie geworden, die allerdings ihr Potential nicht vollends ausschöpft und teilweise doch wieder nur die üblichen Stereotypen bedient.
Bewertung: 6,5/10 (Moviepilot Prognose 6)
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Eurovision 2009 - Am Tag danach
Jan Feddersen blickt zurück (Quelle: eurovision.ndr.de)
Jan Feddersen blickt zurück (Quelle: eurovision.ndr.de)
crizcgn, 10:35h
1. Freunde aus Norwegen wussten von meiner Handynummer. Alle berichteten aus der Nacht der Nächte: Ja, wir haben gewonnen. Und: Hier in Oslo, hier in Röros, hier an der Südküste, hier auf den Lofoten (arschkalt dort) feiern die Leute, als wollten sie Karneval in Rio übertrumpfen.
2. Alexander Rybak aus Norwegen hat zurecht gewonnen. Er bestätigt allen TV-Machern, was man richtig machen muss, um beim Eurovision Song Contest zu gewinnen. Einfach ein mitreißendes Lied zu singen, sich nicht um geschmäcklerische Aspekte zu scheren (ist es ein Chanson?, ein Rap?, ist es politisch wichtig?, ist es kunstvoll arrangiert?), sondern einfach sein Ding zu machen. So wie Marie Myriam, Dana International, Lys Assia, Abba, Nicole, Ruslana und Johnny Logan. Er flirtete mit den Kameras, er ließ sich von Moskau nicht einschüchtern, er, das Migrantenkind aus Weissrussland, war selbstbewusst und deshalb exzellent.
3. Mit Alexander Rybak ist in Norwegen das Thema Migration aufs Neue auf die Agenda gehoben worden. Dieser Sänger, der als Junge die Bobbysocks mit der Haarbürste seiner Mutter nachspielte, der am liebsten 1995 die rare Stimme bei "Nocturne" gegeben hätte, zeigte, was ein Einwandererkind drauf hat. Klasse, nichts als Klasse! Er hat für die Integration der Einwanderer bereits jetzt viel getan. Mit ihm ist Norwegen kein Land der lotrechten Depressionsanfälligkeit mehr.
4. Beim ESC vorne lagen durch die Bank Acts, die mein Freund erkannte als Reigen einer "Anmutung von Unschuld". Die Isländerin, die Aserbaidschaner, die Britin, auch die legendäre Patricia Kaas - sie verkörperten auf je eigene Art Solitäres. Sie zeigten einem Europa im Selbstgefühl der Wirtschaftskrise (im Gefühl einer mangelnden Identität überhaupt?), wie sehr man darauf vertrauen kann, sich selbst treu zu bleiben. Ein Dima Bilan hätte dieses Jahr nicht gewonnen - er wirkt heute wie ein Relikt aus einer Zeit, als Geld noch jeden Wunsch zu erfüllen schien. Nur nicht den nach Eigenheit. Die in Moskau vorne lagen und mit reichlich Punkten honoriert wurden, bedienten unsere Phantasien nach Authentizität und Echtheit. Auch die schönen Portugiesen, die magischen Israelinnen, die feinen Estinnen.
5. Alexander Rybak, der so einen feinen ländlichen Akzent im Norwegischen spricht. Der bezaubernde Sohn einer selbstbewussten Familie ohne viel Schnickschnack ist kein Feigling. Er, der gebürtige Weißrusse, zeigte sich befremdet über den Milizen- und Polizeihorror beim CSD in Moskau. Er wisse gar nicht, warum man diese Parade hat auflösen lassen - und die Eurovision nicht. Wenn Russland schwule Männer nicht wolle, dann hätte es den ESC nicht veranstalten sollen. (*Anmerkung: Die Moskauer Polizei hat eine Portestkundgebung Homosexueller gewaltsam aufgelöst. Am Tag des Eurovision-Song-Contest-Finales in der russischen Hauptstadt wollten die Demonstranten auf die Diskriminierung homosexueller Menschen in ihrem Land hinweisen.) Respekt für diese Aussage!
6. Körpersportorientierte Acts, Pseudogefühligkeit, wie sie gerade in deutschen Schlagerkreisen hochgeschätzt werden sind out. Sie waren Teil der neoliberalen Welt, sie verströmen die künstliche Wärme von Zentralheizungen. Sakis Rouvas aus Griechenland und Chiara aus Malta hatten ihren Zenit überschritten, sie mussten hoffnungserbleicht nach Hause fahren. Gut, das!
7. Alex Swings Oscar Sings! waren würdige, gute coole Deutsche in Moskau. So locker, so partybereit, so höflich und zuvorkommen war kein deutscher Act. Sie hatten bloß für dieses Jahr ein guten, aber keinen passenden Act. Der Zauber einer Dita von Teese erschloss sich nicht, weil die Zeiten der offen dargestellten Erotikfähigkeit ebenso passé sind wie dröhnige Nummern wie wir sie mit Ruslana oder Helena Paparizou kennen lernen mussten.
8. Trostpflaster: Ihr 20. Rang ist, gemessen am gewandelten Eurovisionszeitgeist, ein guter. Hätte die Nummer von Ralph Siegel, nun ja, erlitten werden müssen, wären es allenfalls null Punkte gewesen. "Miss Kiss Kiss Bang" hatte Sound, war ein Ohrwurm - und ist es noch. Der Münchner, der in Diensten Montenegros wie vor vier Jahren in Athen mit der Schweiz bitter scheiterte, hätte aus dem Act ein fahles, steriles Pseudoschmuddelmärchen gewirkt. Vielen Dank, es blieb uns erspart. Lang lebe "Miss Kiss Kiss Bang"!
9. Die Einführung der Juries war prinzipiell eine gute Idee, vorbehaltlich weiterer Auswertungen der Punktetableaus. Einen Ost-West-Gegensatz gab es nicht, vielmehr lagen sechs Länder der klassischen ESC-Welt in den Top Ten, vier aus der Ex-Intervision. Doof nur, dass die beiden Jurysonderwertungen mit den Freitickets ins Finale zugunsten von Finnland und Kroatien und zulasten von Mazedonien und Serbien ausfielen. Das war ungerecht!
10. Oslo (oder Lillehammer, Trondheim, Stavanger oder Kristiansand) 2010 also. Der "Harry Potter des ESC" (Alex Christensen) hat das Ding an die atlantische Küste Europas geholt. Ein Fest wird das.
11. Dass die ARD eine hübsche Quote wie einen sehr erhebenden Marktanteil erreichte, spricht für den ESC. Wer ihn schlecht redet, wird sich der Kritik aussetzen müssen, grundsätzlich mit Entertainment ein Problem zu haben. Nach dem ESC ist vor dem ESC.
12. Einmütig sagten Fans, Journalisten, Künstler und Funktionäre: Moskau war okay, aber diese Atmosphäre dort der Militarisierung, der monsterpolizeilichen Überpräsenz - die müsse man so schnell nicht wieder haben. So sehe ich das auch. Ein Land, das protzt und doch kein Gefühl für die liberale Art des Lebens aufbringen möchte. Den Kreml zu sehen, war eine schöne Erfahrung. Norwegen ist, klimatisch gesehen, was Politik und Gesellschaft anbetrifft, eindeutig ein sonnigerer Flecken Erde.
Autor: Jan Feddersen - Quelle: http://eurovision.ndr.de/
2. Alexander Rybak aus Norwegen hat zurecht gewonnen. Er bestätigt allen TV-Machern, was man richtig machen muss, um beim Eurovision Song Contest zu gewinnen. Einfach ein mitreißendes Lied zu singen, sich nicht um geschmäcklerische Aspekte zu scheren (ist es ein Chanson?, ein Rap?, ist es politisch wichtig?, ist es kunstvoll arrangiert?), sondern einfach sein Ding zu machen. So wie Marie Myriam, Dana International, Lys Assia, Abba, Nicole, Ruslana und Johnny Logan. Er flirtete mit den Kameras, er ließ sich von Moskau nicht einschüchtern, er, das Migrantenkind aus Weissrussland, war selbstbewusst und deshalb exzellent.
3. Mit Alexander Rybak ist in Norwegen das Thema Migration aufs Neue auf die Agenda gehoben worden. Dieser Sänger, der als Junge die Bobbysocks mit der Haarbürste seiner Mutter nachspielte, der am liebsten 1995 die rare Stimme bei "Nocturne" gegeben hätte, zeigte, was ein Einwandererkind drauf hat. Klasse, nichts als Klasse! Er hat für die Integration der Einwanderer bereits jetzt viel getan. Mit ihm ist Norwegen kein Land der lotrechten Depressionsanfälligkeit mehr.
4. Beim ESC vorne lagen durch die Bank Acts, die mein Freund erkannte als Reigen einer "Anmutung von Unschuld". Die Isländerin, die Aserbaidschaner, die Britin, auch die legendäre Patricia Kaas - sie verkörperten auf je eigene Art Solitäres. Sie zeigten einem Europa im Selbstgefühl der Wirtschaftskrise (im Gefühl einer mangelnden Identität überhaupt?), wie sehr man darauf vertrauen kann, sich selbst treu zu bleiben. Ein Dima Bilan hätte dieses Jahr nicht gewonnen - er wirkt heute wie ein Relikt aus einer Zeit, als Geld noch jeden Wunsch zu erfüllen schien. Nur nicht den nach Eigenheit. Die in Moskau vorne lagen und mit reichlich Punkten honoriert wurden, bedienten unsere Phantasien nach Authentizität und Echtheit. Auch die schönen Portugiesen, die magischen Israelinnen, die feinen Estinnen.
5. Alexander Rybak, der so einen feinen ländlichen Akzent im Norwegischen spricht. Der bezaubernde Sohn einer selbstbewussten Familie ohne viel Schnickschnack ist kein Feigling. Er, der gebürtige Weißrusse, zeigte sich befremdet über den Milizen- und Polizeihorror beim CSD in Moskau. Er wisse gar nicht, warum man diese Parade hat auflösen lassen - und die Eurovision nicht. Wenn Russland schwule Männer nicht wolle, dann hätte es den ESC nicht veranstalten sollen. (*Anmerkung: Die Moskauer Polizei hat eine Portestkundgebung Homosexueller gewaltsam aufgelöst. Am Tag des Eurovision-Song-Contest-Finales in der russischen Hauptstadt wollten die Demonstranten auf die Diskriminierung homosexueller Menschen in ihrem Land hinweisen.) Respekt für diese Aussage!
6. Körpersportorientierte Acts, Pseudogefühligkeit, wie sie gerade in deutschen Schlagerkreisen hochgeschätzt werden sind out. Sie waren Teil der neoliberalen Welt, sie verströmen die künstliche Wärme von Zentralheizungen. Sakis Rouvas aus Griechenland und Chiara aus Malta hatten ihren Zenit überschritten, sie mussten hoffnungserbleicht nach Hause fahren. Gut, das!
7. Alex Swings Oscar Sings! waren würdige, gute coole Deutsche in Moskau. So locker, so partybereit, so höflich und zuvorkommen war kein deutscher Act. Sie hatten bloß für dieses Jahr ein guten, aber keinen passenden Act. Der Zauber einer Dita von Teese erschloss sich nicht, weil die Zeiten der offen dargestellten Erotikfähigkeit ebenso passé sind wie dröhnige Nummern wie wir sie mit Ruslana oder Helena Paparizou kennen lernen mussten.
8. Trostpflaster: Ihr 20. Rang ist, gemessen am gewandelten Eurovisionszeitgeist, ein guter. Hätte die Nummer von Ralph Siegel, nun ja, erlitten werden müssen, wären es allenfalls null Punkte gewesen. "Miss Kiss Kiss Bang" hatte Sound, war ein Ohrwurm - und ist es noch. Der Münchner, der in Diensten Montenegros wie vor vier Jahren in Athen mit der Schweiz bitter scheiterte, hätte aus dem Act ein fahles, steriles Pseudoschmuddelmärchen gewirkt. Vielen Dank, es blieb uns erspart. Lang lebe "Miss Kiss Kiss Bang"!
9. Die Einführung der Juries war prinzipiell eine gute Idee, vorbehaltlich weiterer Auswertungen der Punktetableaus. Einen Ost-West-Gegensatz gab es nicht, vielmehr lagen sechs Länder der klassischen ESC-Welt in den Top Ten, vier aus der Ex-Intervision. Doof nur, dass die beiden Jurysonderwertungen mit den Freitickets ins Finale zugunsten von Finnland und Kroatien und zulasten von Mazedonien und Serbien ausfielen. Das war ungerecht!
10. Oslo (oder Lillehammer, Trondheim, Stavanger oder Kristiansand) 2010 also. Der "Harry Potter des ESC" (Alex Christensen) hat das Ding an die atlantische Küste Europas geholt. Ein Fest wird das.
11. Dass die ARD eine hübsche Quote wie einen sehr erhebenden Marktanteil erreichte, spricht für den ESC. Wer ihn schlecht redet, wird sich der Kritik aussetzen müssen, grundsätzlich mit Entertainment ein Problem zu haben. Nach dem ESC ist vor dem ESC.
12. Einmütig sagten Fans, Journalisten, Künstler und Funktionäre: Moskau war okay, aber diese Atmosphäre dort der Militarisierung, der monsterpolizeilichen Überpräsenz - die müsse man so schnell nicht wieder haben. So sehe ich das auch. Ein Land, das protzt und doch kein Gefühl für die liberale Art des Lebens aufbringen möchte. Den Kreml zu sehen, war eine schöne Erfahrung. Norwegen ist, klimatisch gesehen, was Politik und Gesellschaft anbetrifft, eindeutig ein sonnigerer Flecken Erde.
Autor: Jan Feddersen - Quelle: http://eurovision.ndr.de/
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