Freitag, 25. Dezember 2009
Surviving Christmas - Wie überleben wir Weihnachten? (2004)
Drew Latham (Ben Affleck) ist ein erfolgreicher und wohlbetuchter Marketingspezialist, der niemanden hat, mit dem er Weihnachten verbringen kann, nachdem ihn seine Freundin kurz zuvor verlässt. Der gute Rat eines Psychiaters führt ihn daraufhin zum Haus seiner Kindheit, wo jetzt die Valco-Familie residiert. Als Drew seine "Kummerliste" in ihrem Vorgarten verbrennt, macht er schmerzliche Bekanntschaft mit der Schneeschaufel von Vater Tom Valco (James Gandolfino). Dieser Schlag auf seine Rübe erklärt womöglich, weshalb er den Valcos anschließend 250.000 Dollar bietet, damit sie als seine Familie posieren und ihn wie ihren eigenen Sohn behandeln. Komplikationen treten auf, als die Tochter der Familie (Christina Applegate) aufkreuzt und sich eine heftige Hassliebe zwischen ihr und Drew anbahnt.

Ist dieser Streifen nun die absolute Glorifizierung des amerikanischen Christmas-Kitsches - oder schon gelungene Parodie darauf? Um sich auch nur einigermassen unterhalten zu fühlen, muss man sich mit einer unsinnigen Story anfreunden, bei der Ben Affleck sich mal eben eine Weihnachtsfamilie erkauft. Selbtverständlich erstickt der gesamte Plot im überkorrekten Harmonie-Schmalz, der auch noch eine Liebesgeschichte ins Happy-End zaubert. Wer sich darauf einlassen kann, erlebt eine zauberhafte Christina Applegate ("Eine schrecklich nette Familie") und einen überdreht aufspielenden Ben Affleck, der sein eigenes Image gekonnt auf den Arm nimmt. Das hat im ganzen Sumpf aus Weihnachtsklischees durchaus seinen Unterhaltungswert, der aber spätestens mit dem Ablauf der Festtage geschmacksmässig äusserst fragwürdig erscheinen könnte.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 5,3)


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I Love You Phillip Morris - Trailer (YouTube)

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S1m0ne - Per Mausklick zum Superstar (2002)
Es läuft nicht gut für Regisseur Viktor Taransky (Al Pacino): seine letzten drei Werke sind gefloppt, von seiner Ex-Frau, der Produzentin Elaine (Catherine Keener), bekommt er Druck und gerade hat sich die zickige Schauspielerin Nicola (Winona Ryder) rauschend vom Set seines neuesten Films verabschiedet. Da niemand mehr mit Viktor arbeiten will, greift er aus der Not auf ein Programm des verstorbenen Computergenies Hank (Elias Koteas) zurück und erschafft mit dessen ‚Simulation One‘ die künstliche Darstellerin S1m0ne (Rachel Roberts). Sein Film ‚Sunrise Sunset‘ wird zum Hit, S1m0ne zum gefeierten Star. Doch als schließlich die ganze Welt der nicht existierenden Schönheit zu Füßen liegt und sich niemand für Viktor interessiert, will er das Programm mit allen Mitteln los werden. Doch das Phänomen S1m0ne scheint unzerstörbar ...

Der perfekte Schauspieler von der Festplatte - ein Albtraum, der so seit Jahren durch Hollywood geistert. James Camerons jüngster Streich beweist dabei jüngst, wie weit die Tricktechniker in der Hinsicht schon sind. So weit hergeholt scheint die Vision von 2002 also gar nicht. Das Science-Fiction Drama bleibt allerdings reichlich einfältig in seiner Darstellung. Vor allem die Geheimniskrämerei um den begehrten Weltstar birkt zwar einiges Potential für Mediensatire, wirkt aber in seiner übersteigerten Inszenierung einfach nur unglaubwürdig. Wirklich witzig ist die konfuse Story dabei auch nicht, weil man weder Taranskys schizophroenes Handeln noch die sensationsheischenden Reaktionen wirklich nachvollziehen kann. Al Pacino spielt (erwartungsgemäss) überragend, kommt aber nicht gegen ein naives Drehbuch an, das bei allen Möglichkeiten einfach nicht glaubhaft wirkt.
Bewertung: 4/10 (Moviepilot Prognose 5,1)


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Ich kenn keinen - Allein unter Heteros (2002)
"Kennen Sie einen Schwulen?" - Mit dieser Frage reist Filmemacher Jochen Hick ins ländliche Schwaben. Den Antworten nach scheint Homosexualität hier unbekannt zu sein. Aber allem Leugnen zum Trotz findet Hick auch in der schwäbischen Provinz schwule Männer, von denen er vier porträtiert. Er begleitet sie in ihrem von Vorurteilen und Ausgrenzungen bestimmten Alltag und bei ihren gelegentlichen Fluchten in die Anonymität der Großstadt. Stefan, 26, lebt noch bei seiner Mutter. Gelassen berichtet der junge Forstwirt vom Unverständnis seines Vaters und von nationalsozialistisch gefärbten Anfeindungen im Kollegenkreis, als er sich outet. Auch der 38-jährige Uwe lebt noch bei der Mutter. Obwohl er nie beim Bund war, steht er auf Militärklamotten. Hin und wieder reist er nach Berlin, um sich dort auszuleben. Die Jugend des 1924 geborenen Richard fiel in die Zeit des Nationalsozialismus. Wegen seiner Neigung war er von Inhaftierung und Tod bedroht. Richard hat sich außerhalb dieses Films nie geoutet. Hartmut, 57, lebte jahrzehntelang integriert in die dörfliche Gemeinschaft: Er singt im Kirchenchor mit, nimmt an Wanderungen und am Stammtisch teil. Nur auf seinen regelmäßigen Reisen nach Thailand konnte er seine Homosexualität offen leben. Als er HIV-positiv getestet wurde, outete er sich - mit 51 Jahren. Die Dorfgemeinschaft hat ihn nicht verstoßen, doch die meisten begegnen ihm mit Unverständnis.

Als Dokumentation über den Schwulen in der Provinz gut gemeint, bleibt der Film doch nur an der Oberfläche der üblichen Klischees. Die Bilder mit dem Flair altmodischer Urlaubsaufnahmen verharren in sich selbst, ohne wirklich etwas zu sagen zu haben, und die Interview-Fetzen bleiben belanglos bis überflüssig. Mag das bei dem Seniorenpaar mit Erinnerungen an die eigene Jugend noch eine Relevanz haben, ist der Militär-Fetischist freigelassen auf der Berliner Wildbahn eher fremdbeschämend, wenn er ausserhalb der Öffnungszeiten in Szene-Läden wie die "Scheune" stolpert ("Hallo Sylvio!"). Und der HIV-Positive mit seinen Thailand-Aufnahmen geht völlig am eigentlichen Thema vorbei. Abgesehen von der ohnehin beschämenden Harmlosigkeit sind die Aussagen des Films selbst zur Entstehungszeit schon völlig überholt. Vor allem die Bedeutung des Internets für die schwule Szene auch auf dem Land wird gänzlich ignoriert. Das macht die oberflächliche Dokumentation gesellschaftlich zudem völlig überflüssig.
Bewertung: 2/10


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