Sonntag, 22. März 2009
Kate Winslet und David Kross in 'Der Vorleser'
Als der 15-jährige Schüler Michael (David Kross) einen Blackout hat, hilft ihm die wesentlich ältere Schaffnerin Hanna (Kate Winslet). Nach seiner Genesung entwickelt David eine erotische Leidenschaft für sie und liest ihr - quasi als Vorspiel - regelmäßig vor - bis sie eines Tages spurlos verschwindet. Viele Jahre später trifft der erwachsene David (Ralph Fiennes) Hanna wieder: vor Gericht, wo sie sich für ihre faschistische Vergangenheit verantworten muss.



Zitat Rüdiger Suchsland auf Artechock.de:
"Es liegt eine gewisse Ironie in der Tatsache, dass Kate Winslet, nach so vielen glanzvollen Auftritten in den vergangenen zehn Jahren, ausgerechnet mit einer Rolle zu Oscar-Weihen kam, für die sie nur zweite Wahl gewesen war. Aber wieviel macht sie aus dieser schwierigen Rolle! Nun kann man sich den Film mit einer anderen Besetzung der Hauptrolle kaum noch vorstellen. Nicole Kidman als Hanna – das wäre jedenfalls ein ganz anderer Film geworden. Vielleicht ein besserer. Kidman traut man das Schneidig-Böse, das Kalte eher zu. Nicht aber die Analphabetin. Winslet trägt diesen Film nun mit ratlos-traurigem Blick. Schuldgefühl und Scham sind hier erkennbar, oder vielleicht auch nur hineininterpretiert. Mehr nicht. Das Grauen aber, worauf es doch ankommt, das sieht man nur in einigen ganz wenigen prägnanten Augenblicken auf dem Gesicht von David Kross. Der Vorleser ist auch sein Film, ein Film über verlorene Unschuld." Die vollständige Kritik findet sich auf Artechock.de
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 6,8)

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RTL Eventkino:
Dieter - der Film (2006)
Dieters Oma hat es von Anfang an gewusst! Aus diesem munteren Kerlchen wird noch einmal etwas ganz Besonderes, ein ganz großer Star. Sie soll Recht behalten. Schon als Kind zeigt der kleine Dieter eine ungeheure Energie, wenn es gilt, seinen Willen durchzusetzen. Auf dem Weg zum Erfolg, muss er allerdings die harte Erfahrung machen, dass sich Strebsamkeit und Beliebtheit manchmal im Wege stehen. Er erkennt, dass Hit und Flop in der Musikbranche ganz dicht beieinander liegen und nur der Erfolgreiche Freunde hat. Dass man nicht immer die Wahrheit sagen darf, aber dass man immer was auf der hohen Kante liegen haben sollte. Das Berühmtsein hat aber auch seine guten Seiten: Einem Popstar öffnen sich automatisch alle Türen, man kann ziemlich viel Kohle machen und die Mädels stehen unaufgefordert Schlange!

Natürlich ist diese semi-ernstgemeinte Autobiografie von Dieter Bohlen Edel-Trash, aber mit einem sehr hohen Unterhaltungsfaktor und eigentlich auch sehr viel Witz. Vor allem nimmt er seine Vergangenheit und die Klischees über ihn sowas von rücksichtslos auf die Schippe, dass es einfach nur eine Freude ist. Vielleicht mag das den Thomas, die Naddel und die Verona nicht gefallen, aber irgendwo war es ja auch wahr. Den kollektive Aufschrei der selbsternannten Kritiker, die den Film zu den schlechtesten aller Zeiten zählen, halte ich [bei 5,5 Millionen TV-Zuschauern 2006 zur Premiere gegen "Wetten dass ...?" und regelmäßien Wiederholungen im RTL-März] nun für völlig überzogen.
Bewertung: 6,5/10


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Wut (2006)
Felix Laub (Robert Höller), Sohn aus gutem Hause, wird auf dem Schulweg regelmäßig von dem jungen türkischen Dealer Can (Oktay Özdemir) "abgezogen". Als sich sein Vater Simon (August Zirner) einmischt und versucht, den Konflikt auf seine Weise, zu lösen, ist dies der Beginn einer Eskalation, in deren Verlauf die Kontrahenten zu immer aggressiveren Mitteln greifen: Erst taucht Can im Haus der Laubs auf und beleidigt Vater Simon als "Schwuchtel", dann stört er seine Antrittsvorlesung. Als Simon sieht, wie Can seinem Sohn Haschisch verkauft, verliert er kurz die Kontrolle, wird handgreiflich und von Cans Clique verprügelt. Simon revanchiert sich, indem er seinen rustikalen Freund Michael (Ralph Herforth) auf Can ansetzt. Der rächt sich für die Prügel, nimmt Simons Frau (Corinna Harfouch) als Geisel und fordert Simon zum Duell ...

Schon vor der Ausstrahlung sorgte der TV-Film über aktuelle Jugendgewalt für einen Skandal. Die Presse lief Sturm und die ARD-Verantwortlichen verbannten den Film des WDR wegen politischer Unkorrektheit ins Nachtprogramm. Dabei spiegelt der Film vom Deutsch-Türken Züli Aladag ("Elefantenherz") - wie auch Detlef Bucks "Knallhart" - eine Realität wieder, die längst zum Alltag geworden ist, und ergreift dabei nicht Partei für die ein oder andere Seite. Während dem kriminalisierten Deutsch-Türken Can Begriffe wie "Familie" und "Ehre" extrem wichtig sind, bröckelt die heile Scheinwelt der normalbürgerlichen Familie, die längst nur noch auf Lügen und Schweigen aufgebaut ist. Interessanterweise ist das Ende der Geschichte erwartungsgemäß konsequent, obwohl auch das Bucksche Ende oder gar ein Amoklauf des Sohnes zwischen allen Stühlen denkbar gewesen wäre. Nur eine friedfertige und politisch korrekte Lösung ist bei der Konstellation wie auch im wahren Leben geradezu unvorstellbar. Und das macht "Wut", der mit fünf Grimme-Preisen und der Goldenen Kamera für den besten Film ausgezeichnet wurde, trotz TV-Inszenierung zu einem unglaublich beklemmendem Drama.
Bewertung: 8/10


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