Freitag, 13. März 2009
Deutschland sucht den Superstar
Große Diskussion um DSDS-Fanseite
In den letzten Tagen ist eine große Debatte um die DSDS-Fanseite "dsds-news.de" ausgebrochen. Der Grund dafür ist, dass der Kölner Sender RTL mit einem Einschreiben den Webseiten-Betreiber Philipp Klöckner dazu aufgerufen hat, die Webseite zu schließen und die Domain dem Sender zu übertragen. RTL wirft den Webmaster vor, mit dieser Seite einen kommerziellen Gedanken zu verfolgen. Dazu muss gesagt werden, dass bereits drei Jahre lang die Seite toleriert wurde. Die Folge davon ist, dass sich die Fanszene von DSDS solidarisiert. Nicht nur, dass andere Fanseiten ihren Betrieb aus Sicherheitsgründen bis auf weiteres eingestellt haben, auch in zahlreichen Blogs und auf diversen Internet-Plattformen werden Stimmen gegen RTL laut.

Die Seite "DSDS-Superstar.de" schreibt auf ihrer Startseite folgendes zu diesem Thema: "DSDS-Superstar.de wird (vorübergehend) geschlossen. Wir sind der Ansicht, dass DSDS-Superstar als freies Forum jedem offen stand seine Meinung zu äußern und sich mit anderen Fans auszutauschen. Im Interview mit RTL kam heraus, dass es RTL ein Dorn im Auge ist, dass andere Personen, die Seiten mit Gewinnerzielungsabsicht betreiben quasi ein Stück vom Kuchen DSDS abbekommen."

Der Betreiber von der betroffenen Seite zeigt sich auf seiner Seite mittlerweile kämpferisch. Sogar ein Anwalt hat sich mittlerweile auf seine Seite gestellt. Dort berichtet er derweil über ähnliche Fälle und auch über die RTL-Maßnahmen bezüglich YouTube.
Quelle Text: www.tv-kult.com

... comment

 
Der Niedergang von DSDS (wunschliste.de 15.03.2009)
"Das war absolut Hammer! Hammer Stimme, Hammer Outfit, ich hoffe, das ganz, ganz viele Leute für dich anrufen, echt hammer!", urteilt Jury-Mitglied Nina Eichinger mittlerweile über fast jeden Kandidaten. Die brave Produzententochter ist neu bei DSDS, der inoffiziellen Dieter-Bohlen-Show, und verdankt ihren Job vor allem dem Austausch unliebsamer Jury-Mitglieder, die mit Bohlen angeeckt sind, weil sie eigene Meinungen vertreten haben. Nun nicken alle artig, wenn der Papa urteilt. Auch Moderator Marco Schreyl ist irgendwie anders: Er hat sich offenbar neu erfunden und gibt nun anstelle einer Schlaftablette den hyperaktiven Entertainer.

Nie wurde in einer DSDS-Staffel so schlecht gesungen: Das potentielle Teilnehmerfeld ist längst abgegrast. Wer sich für talentiert hält und ins Fernsehen möchte, hat längst schon in den Vorjahren am Casting dieser oder anderer Shows teilgenommen. Zudem spielt die Stimme des Kandidaten im Gesamteindruck eine immer geringere Rolle. Es genügt ein Blick in die Charts, um festzustellen, dass man längst nicht mehr gut singen muss, um noch CDs - oder besser gesagt: Handyklingeltöne - verkaufen zu können. Anstelle aalglatter Schönlinge mit perfekter Stimme bevorzugt das Publikum mittlerweile schräge Typen mit Makeln. Die müssen keineswegs begabt oder originell sein, denn es genügt bereits, dass man über sie lachen kann. Darum begegnen uns bei DSDS jetzt eine lispelnde Schlagersängerin oder ein Kneipenentertainer, der kaum einen Satz unfallfrei formulieren kann. Ein Superstar ist nirgends in Sicht, und mit Sarah Kreuz gibt es nur eine Kandidatin, deren Gesang höheren Ansprüchen genügt - doch es fehlt ihr deutlich an Ausstrahlung und Wiedererkennungswert.

Den neuen Anforderungen entspricht vor allem Holger Göpfert: Er grölt Oldies ins Mikro, drischt dazu auf ein Klavier ein und verblüfft mit beängstigend kurioser Tanztechnik. Längst ist er der Geheimfavorit, auch weil er von Bohlen stark protegiert wird. Doch man muss sich um das Seelenheil des Kandidaten sorgen, der mit seiner TV-Präsenz und dem schnellen Ruhm stark überfordert wird. Über den völlig misslungenen Auftritt Göpferts am Samstagabend legte die Jury liebevoll einen Mantel des Schweigens, was zeigt, dass die Kandidaten keineswegs gleich behandelt oder gerecht beurteilt werden. Göpfert polarisiert das Publikum so stark wie kein anderer Kandidat und muss daher aus RTL-Sicht unbedingt ins Finale kommen. Was dann nach DSDS aus den Kandidaten wird, ist kaum noch von Belang. Mehr als einige Bauer-Heinrich-Gedächtnisauftritte in Dorf-Discotheken wären Göpfert kaum zuzutrauen, bevor er wieder in der Versenkung verschwindet.

Es schadete ihm am Samstag auch nicht, dass er gegenüber seiner Mitkonkurrentin Annemarie Eilfeld fast handgreiflich wurde. Die Blondine hatte zuvor in einem Einspieler vor ihrem Auftritt dessen Eignung als DSDS-Teilnehmer angezweifelt und wurde dafür vom Publikum ausgebuht. Wissen sollte man in diesem Zusammenhang: Hinter den Kulissen agierende Redakteure solcher Castingformate sind darum bemüht, Zwietracht zwischen den Kandidaten zu säen und schneiden Interviewaussagen auch gern sinnentfremdend zusammen. Als Annemarie in der Live-Sendung sagte, sie sei von RTL ausgetrickst worden, wurde sie ebenso schnell abgewürgt wie später Holger Göpfert beim Versuch mitzuteilen, er und Annemarie hätten sich längst wieder versöhnt. Zuviel Harmonie ist den Quoten nicht dienlich. Schließlich wurde für Kandidatin Annemarie längst jenes Image konstruiert, das sie bedienen soll: "Annemarie - die Superzicke" musste die Blondine, die für ihr Alter bemerkenswert souverän mit der Situation umgeht, beispielsweise in besonders großen "Bild"-Buchstaben lesen. Dabei wäre leicht erkennbar, dass diese Rolle überhaupt nicht dem Naturell der 18-jährigen entspricht. Weil aber die ursprünglich für dieses Image vorgesehene Kandiatin beim Recall ausgeschieden ist, wurde ihr nun von RTL im Zusammenspiel mit der Boulevardpresse dieser Stempel aufgedrückt. Ohne eine Superzicke kommt schließlich kein Castingformat mehr aus. Sie ist so unverzichtbar wie der stets gut gelaunte Homosexuelle, der allen medialen Tunten-Klischees entspricht.

Annemarie war schon einmal die tragische Figur, als es darum ging, die Kindheit der Kandidaten zu durchleuchten. Hier finden wir ein weiteres wichtiges Grundprinzip: Wer weit kommen will, muss über eine schicksalhafte Vergangenheit verfügen. Dankenswert angenommen werden schwere Krankheiten in der Familie, brüchige Verwandtschaftsverhältnisse oder zumindest Mobbing in der Schule. Annemarie wirkte fast ein wenig verzweifelt, als sie "beichten" musste, sie sei wohlbehütet aufgewachsen und könne mit den Erzählungen der anderen gar nicht konkurrieren.

Die einst gelackte Samstagabend-Show ist zu einem Schmierentheater verkommen, in dem die angebliche Suche nach einem Superstar nur noch ein Vorwand ist für boulevardeske Inszenierungen, die so oder ähnlich mittlerweile in allen Formaten - vom Next Topmodel bis zum Dschungelcamp - angeboten werden. Eine "Brot & Spiele"-Mentalität herrscht vor, an der sich das Publikum - so legen es die Rekordquoten nahe - dankbar ergötzt. RTL wäre gut beraten, seinem einstigen Flaggschiff der Samstagabend-Unterhaltung 2010 mal eine kreative Pause zu gönnen.
Quelle Text: www.wunschliste.de

... link  


... comment